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Mischa von Arb. © Manu Friederich

Das Kampagnenplakat für die diesjährige Ökumenische Kampagne von HEKS und Fastenaktion polarisiert. Im Vordergrund stehen zwei Menschen beim Grillspass. Auf den ersten Blick wirkt alles normal. Doch der Schattenwurf zeigt abgebrannte Baumstümpfe. Der Text «Weniger Fleisch – mehr Regenwald» akzentuiert die Aussage. Damit zeigt das Plakat die Schattenseite unseres Konsums. Weshalb diese Aussage? Mischa von Arb ist Koordinator der Ökumenischen Kampagne und gibt Aufschluss.

«Die Kampagne hatte zum Ziel, das Thema Klimagerechtigkeit von einer abstrakten Frage, die uns scheinbar nichts angeht, zu einer ganz persönlichen, emotionalen Auseinandersetzung zu machen. Damit steht das Plakat auch in der katholischen Fastentradition. Seit Jahrhunderten wird in der Fastenzeit auf etwas verzichtet. Dies aber nicht im Sinne einer «Diät», sondern im Sinne der Solidarität und der Frage, was jeder Mensch selber zu einer gerechteren Welt beitragen könnte.

Das Thema Fleischkonsum eignet sich gut dafür. Das Plakat macht eine Verbindung von industrieller Fleischproduktion zum Regenwald. Partnerorganisationen von HEKS und Fastenaktion aus Afrika, Lateinamerika und Asien berichten über die gravierenden Auswirkungen des Landbedarfs für die weltweite Futtermittel- oder Fleischproduktion: Regenwälder werden abgebrannt, und der Zugang zu Land für lokale Gemeinschaften – also auch für Bäuerinnen und Bauern – wird bedroht.

In den letzten Jahren hat sich der Konsum hierzulande zu den «edlen Stücken» hin entwickelt. Wollen wir Foodwaste vermeiden und einen ethischen Konsum befördern, geht es nicht zuletzt auch darum, das ganze Tier zu nutzen. Fakt ist aber auch: Die Produktion von nicht-tierischen Kalorien braucht bedeutend weniger Energie, Input und Land. Deshalb leisten wir mit «weniger Fleisch» einen konkreten Beitrag für mehr Ernährungs- und Klimagerechtigkeit in der Welt.

Bewusst konsumieren

In der Kampagne ging es deshalb nie um die Forderung «kein Fleisch», sondern um weniger und bewussten Konsum. Damit sollen die Konsumierenden über die «Fleischfrage» hinaus dazu angeregt werden, vermehrt lokalen und saisonalen Produkten den Vorrang zu geben. HEKS und Fastenaktion setzen sich seit Jahren für lokalen, saisonalen und umweltschonenden Konsum ein. Denn bewusster Konsum dient auch unserer Landwirtschaft.

Was sagt uns das Plakat in Bezug auf die Klimagerechtigkeit? Der Schlüssel ist auch hier wieder der Schattenwurf des Bildes. Würden alle Menschen auf der Erde in der gleichen Weise wie Frau und Herr Schweizer konsumieren, würden wir weit mehr als drei Planeten Erde benötigen. Nehmen wir den Anteil an CO2 dazu, den wir für unseren Konsum importieren, wird der Abdruck noch grösser. Wir haben die Möglichkeiten, unseren Fussabdruck zu verringern und damit einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden. Der Gerechtigkeitsaspekt liegt darin, dass die industrialisierten Länder seit Jahren weit mehr zur Klimaerwärmung beigetragen haben als Menschen im Kongo, Guatemala oder Indonesien.

Ja, das Kampagnenplakat für die diesjährige Fastenkampagne polarisiert und spitzt zu. Es zeigt die Schattenseite unseres Konsums – und es weckt Emotionen. Wenn das Plakat dazu anregt, darüber zu diskutieren, oder kleine Verhaltensänderungen zu erreichen, dann hat es bereits einen Teil der gewünschten Wirkung erreicht.»

Aufschluss zum Soja-Anteil in der Schweizer Landwirtschaft gibt die Studie der ZHAW vom Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen Wädenswil.

Das Kampagnenplakat der Ökumenischen Kampagne 2021:

Das Kampagnenplakat zeigt Schattenseiten - exemplarisch an übermässigem Fleischkonsum, für den Regenwald gerodet wird.

5. April 2021, Bern/Luzern. Die Ökumenische Kampagne «Klimagerechtigkeit – jetzt!» von HEKS und Fastenaktion führte zu überdurchschnittlich vielen Reaktionen, negativen wie positiven. Die Klimagerechtigkeit wird die Debatte und die Tätigkeit der Entwicklungsorganisationen auch in den nächsten Jahren prägen.

Besonders bewegt habe das Kampagnenplakat, sagt Matthias Dörnenburg, Kampagnenleiter von Fastenaktion. Es steht exemplarisch für übermässigen Fleischkonsum, der Regenwald zum Verschwinden bringe und damit die Klimakrise vorantreibe. «Wir wollen weltweite Zusammenhänge aufzeigen, welche Auswirkungen unsere Entscheidungen für Menschen im globalen Süden haben, bei den Ärmsten, die bereits jetzt stark unter den Folgen des Klimawandels leiden» so Dörnenburg. Ein bewusster Konsum von Nahrungsmitteln bedeute, regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Dies komme auch der Schweizer Landwirtschaft zu Gute.

Rückmeldungen gab es von Pfarreien und Kirchgemeinden, aber auch von Metzgern und Bäuerinnen. «Wenn das Plakat zum Diskutieren anregt oder kleine Verhaltensänderungen zugunsten des Klimas bewirkt, hat es viel der gewünschten Wirkung erreicht», sagt Elke Fassbender, Kampagnenleiterin bei HEKS. Viele haben die Entwicklungsorganisationen aber auch dafür gelobt, den Zusammenhang von Konsumverhalten hier und Auswirkungen anderswo so klar anzusprechen.

Wegen Corona fand mehr draussen statt

Hunderte von Pfarreien und Kirchgemeinden setzten das Kampagnenthema mit viel Kreativität um – wegen Corona oftmals draussen: als Familienlehrpfad, als «Klima-Landkarte», die ökologische Initiativen und Läden in der Gemeinde aufzeigte, als Posten- oder als Sponsorenlauf per Velo. Die Suppentage, welche Menschen in der Zeit vor Ostern zusammenbringen, wurden vielerorts als Take-Away oder Heimlieferdienst angeboten.

Die Ökumenische Kampagne der Entwicklungsorganisationen dauerte vom Aschermittwoch, 17. Februar, bis Ostersonntag, 5. April 2021. Trotz der durch Corona erschwerten Rahmenbedingungen ziehen die Organisationen eine positive Zwischenbilanz: «Das Thema Klimagerechtigkeit bleibt wichtig, und wir werden dranbleiben», sagt Fassbender.

Hallau führte durch verschiedene Stationen zum Thema Klima...
Hallau führte durch verschiedene Stationen zum Thema Klima...
...in Bolligen wurden persönliche Klimaziele gesetzt....
...in Bolligen wurden persönliche Klimaziele gesetzt....
...und in Sursee half Bischof Felix Gmür beim Ausliefern der Suppe.
...und in Sursee half Bischof Felix Gmür beim Ausliefern der Suppe.

Weitere Infos:

Auskünfte:

Lorenz Kummer, Medienbeauftragter HEKS, , 079 489 3824
Matthias Dörnenburg, Leiter Kommunikation Fastenopfer, , 041 227 59 21

Logo der Aktion © Fastenopfer/ Brot für alle

17. März 2021, Luzern/ Bern. 20 Jahre ist es her, seit die ersten Max Havelaar-Rosen in die Schweiz kamen. Auch am kommenden Samstag werden 50’000 von ihnen an den Strassenaktionen von HEKS und Fastenaktion an die Leute gebracht. Freiwillige aus Pfarreien und Kirchgemeinden verkaufen sie – und neu auch 20'000 Tafeln Schokolade – zugunsten von Kleinbauernfamilien im globalen Süden. Laut den Hilfswerken eine schöne Bilanz für ein «Coronajahr».

An über 500 Orten verkaufen am Samstag, 21. März 2021, unzählige von Freiwilligen die Rosen und Schokoladentafeln. «Dass trotz der unsicheren Lage so viele Kirchgemeinden und Pfarreien mitmachen, freut uns. So können wir auch in diesem Jahr die Menschen in unseren Projekten unterstützen», sagt Mischa von Arb, Koordinator der Ökumenischen Kampagne, in deren Rahmen die Aktion durchgeführt wird. Denn die Corona-Krise hat in den Ländern des globalen Südens Hunger und Armut vielerorts verstärkt.

Der Aktionstag in Zeiten von Corona

Weil das Schenken von Rosen in Corona-Zeiten nicht immer einfach ist, wird auch auf die App «Give a Rose» gesetzt: Damit können digitale Blumen verschickt und mit einer Grussbotschaft versehen werden. Die Schokoladentafeln werden zum ersten Mal verkauft: «Damit sind die Kirchgemeinden und Pfarreien flexibler in der Gestaltung der Aktionstage und zeitlich unabhängiger», sagt von Arb.

Mit dem Verkauf zugunsten der Projekte von HEKS und Fastenaktion werden Menschen im globalen Süden unterstützt, beispielsweise, um sich besser an die Folgen des Klimawandels anzupassen, sich gegen die Abholzung des Regenwaldes zu wehren oder für ihre Rechte einzustehen.

Die Ökumenische Kampagne macht dieses Jahr denn auch auf die Klimakrise aufmerksam. Unter dem Motto «Klimagerechtigkeit – jetzt!» lassen die Entwicklungsorganisationen Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika zu Wort kommen, die von den Folgen der Klimaerhitzung berichten.

Weitere Infos:

Verkaufsstandorte auf: www.sehen-und-handeln.ch/aktionstag  
App: www.give-a-rose.ch
Zum Kampagnenthema: www.klimagerechtigkeit-jetzt.ch

Auskünfte:

Lorenz Kummer, Medienbeauftragter HEKS, , 079 489 3824
Matthias Dörnenburg, Leiter Kommunikation Fastenopfer, , 041 227 59 21

Stefan Salzmann ist Programmverantwortlicher für Energie- und Klimagerechtigkeit bei Fastenopfer und Co-Präsident der Klima-Allianz Schweiz. Von 2010 bis 2012 arbeitete der Geograf und Volkswirtschafter für ein Energieprojekt im Pamirgebirge in Tadschikistan. Heute lebt er mit seiner Familie in Hinteregg, seine Freizeit verbringt er am liebsten in den Bergen.

Die reiche Schweiz kann und muss ihre Treibhausgasemissionen rasch und sozialverträglich reduzieren, sagt Klimaspezialist Stefan Salzmann.

Wo steht die Schweiz derzeit in Bezug auf das Pariser Klimaabkommen?

Im Moment stehen wir diesbezüglich in einer Warteposition, da das neue CO2-Gesetz noch einem Referendum unterstellt ist. Dieses Gesetz, das im Herbst 2020 vom Parlament verabschiedet wurde, verlangt für die Schweiz eine Reduktion des CO2-Ausstosses um mindestens 50 Prozent. 37,5 Prozent der Einsparungen müssten im Inland erfolgen, der Rest kann im Ausland kompensiert werden. Langfristig soll die Schweiz ab 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher wiederaufgenommen werden. Nach aktuellem Kenntnisstand der Wissenschaft reichen diese Klimaziele nicht, um die im Pariser Abkommen angestrebte Beschränkung der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu erreichen. Die Folgen sind ungewiss – irreversible Schäden wie zum Beispiel das Absterben von Korallen werden eintreten. Die wohlhabende Schweiz verfügt über die notwendigen Mittel und trägt gemäss Pariser Abkommen mehr Verantwortung als andere Länder. Sie muss deshalb schneller reduzieren und vorangehen.

Wie lauten demnach die Forderungen der Klima-Allianz Schweiz?

Die Klima-Allianz Schweiz, in der rund hundert Organisationen, darunter auch HEKS und Fastenaktion, zusammengeschlossen sind, fordert bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen im Inland um 60 Prozent gegenüber 1990. Die Klima-Allianz hat dafür einen Klimamasterplan für die Schweiz ausgearbeitet, der die notwendigen Massnahmen auflistet und zeigt, dass diese umsetzbar sind. Wenn man auf diesem Pfad weiterdenkt, erreichen wir um das Jahr 2040 das Ziel Netto-Null.

Was bedeutet das genau?

Netto-Null heisst, unter dem Strich werden nicht mehr Treibhausgas-Emissionen ausgestossen, als durch sogenannte Senken wieder kompensiert werden können. In der Schweiz nimmt zum Beispiel die Waldfläche zu, dadurch wird CO2 gebunden. Das kann als negative Emissionen angerechnet werden, was weiterhin einen minimalen Ausstoss an Treibhausgasen erlauben würde. Es gibt allerdings Modellrechnungen, die implizieren, dass man in Zukunft CO2 aus der Luft saugen und im Boden binden kann. Solche künftigen Technologien werden kaum je in grossem Stil zum Einsatz kommen und sollten genauso wenig in die Netto-Null-Rechnung einbezogen werden wie die Kompensation von Treibhausgasemissionen durch die Finanzierung von Aufforstungen im Ausland. Dies, weil langfristig alle Länder weltweit das Klimaziel Netto-Null erreichen müssen und ergo nichts mehr verkaufen können. Das heisst: Wir können unsere Hausaufgaben nicht exportieren – wir müssen das Klimaziel Netto-Null im Inland erreichen, ganz ohne im Ausland erkaufte Senken. Wenn dies bereits vor 2040 gelingt, umso besser; Je länger man mit der Umsetzung wartet, desto teurer wird es.

Der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen ist die zentrale Forderung der Klimapolitik – gleichzeitig muss dieser Ausstieg auch sozialverträglich sein.

Diese Zielsetzung ist eine wichtige Motivation für das klimapolitische Engagement der Fastenaktion und HEKS. Die sozialen Aspekte sind Teil des angestrebten Wandels und müssen mitgedacht werden. Der Begriff Klimagerechtigkeit steht für unsere Forderung nach einer sozialgerechten Umsetzung der Klimapolitik. Diese hat eine zeitliche wie eine internationale Komponente: Es geht darum, den Planeten sowohl für künftige Generationen wie für Menschen in Regionen, die von den Auswirkungen des Klimawandels besonders stark betroffen sind, zu schützen. Für uns steht Gerechtigkeit, vor allem gegenüber den Menschen im globalen Süden, im Zentrum. Das führt unweigerlich dazu, dass wir über unseren Energiekonsum respektive über unseren ökologischen Fussabdruck nachdenken müssen. Dies, weil eine gerechte
Klimapolitik nicht davon ausgehen kann, dass die ganze Welt so viel Energie verbraucht, wie wir das gegenwärtig in reichen Ländern tun.

Jocelyn Verano in ihrem zerstörten Haus. Taifune treten auf den Philippinen aufgrund des Klimawandels immer stärker und öfters auf. Bild: Bob Timonera
Das heisst, wir müssen auf Dinge verzichten?

Ich glaube tatsächlich, dass es ohne Verzicht nicht geht. Das muss aber nicht unbedingt negativ konnotiert sein. Der Verzicht auf eine Flugreise heisst nicht, dass ich daheim in meiner Stube hocken bleibe. Corona hat gezeigt: Plötzlich machen alle Ferien in der Schweiz – und finden es schön. Man arbeitet im Home-Office, der Velohändler erzielt Rekordumsätze. In diese Richtung muss man denken und auch die Potenziale eines solchen Wandels erkennen. Die Schweiz als reiches Land und wir als Individuen mit einem grossen Fussabdruck tragen hier eine Verantwortung.

Weshalb müssen ausgerechnet wir die Verantwortung für die Folgen des Klimawandels am anderen Ende der Welt übernehmen?

Weil unser Fussabdruck um ein Vielfaches höher ist als jener der Mehrheit der Menschen, die bereits akut vom Klimawandel betroffen sind. Zudem gibt es eine historische Dimension der Verantwortung: Unser heutiger Wohlstand in der Schweiz basiert unter anderem auf der Industrialisierung und der Nutzung fossiler Energien. Das heisst, wir haben über die letzten hundert Jahre riesige Mengen von Treibhausgasemissionen verursacht. Das bringt uns in die Verantwortung, jetzt auch schneller zu reduzieren als andere, die weniger zur Klimaerwärmung beigetragen haben.

Wie können wir die notwendige Beschleunigung bei der Treibhausgasreduktion erreichen?

In den letzten zwei Jahren hat die Klimajugend den Anliegen der Klimabewegung in der Schweiz enormen Rückenwind verschafft. Wir müssen uns nicht mehr ständig darum bemühen, Verschlechterungen abzuwehren, man kann in der Klimapolitik auch wieder gestalten, die Erfolgschancen sind gestiegen. Das verbesserte CO2-Gesetz ist ein erster Schritt, wir brauchen aber weitere Schritte. Das können wir schaffen, indem wir die Potenziale einer klimafreundlichen Entwicklung aufzeigen. Zur Sensibilisierung tragen aber auch besorgniserregende Ereignisse wie Hitzesommer, ausbleibender Schnee oder zunehmender Steinschlag in den Bergen bei. Hierzulande führt das jedoch kaum zu existenziellen Bedrohungen. Ganz anders die Situation etwa in jenen philippinischen Küstendörfern, wo Stürme und der ansteigende Meeresspiegel die Menschen zum Wegzug in die Slums der Grossstädte zwingen. Das sind Realitäten, die sich in der Schweiz kaum jemand vorstellen kann. Hierzulande haben wir die Mittel, uns vor Unwettern zu schützen und die Folgen des Klimawandels aufzufangen. Dank der Verfügbarkeit von fossilen Energien haben wir über Jahrzehnte unseren Wohlstand aufgebaut. Umso wichtiger ist es, dass wir in der Schweiz gegenüber den vom Klimawandel bedrohten Menschen im globalen Süden unsere Verantwortung wahrnehmen und entsprechend handeln. — Interview: Gabriela Neuhaus

Marieta Llanera, Programmverantwortliche aus den Philippinen

Bern/Luzern, 17. Februar 2021. Taifune, überflutete Küsten, Dürren: Die Klimakrise bedroht die Existenz von Millionen Menschen in Entwicklungsländern, die kaum zur Klimaerhitzung beigetragen haben. HEKS, Fastenaktion und Partner sein fordern deshalb Klimagerechtigkeit: Die Hauptverursacher der Klimakrise sollen mehr Verantwortung übernehmen – dazu gehört auch die Schweizerische Nationalbank (SNB).

Die Nationalbank hielt Ende 2019 Aktien im Wert von fast sechs Milliarden US Dollar an Firmen, die fossile Energien fördern und finanziert damit Emissionen von 43 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent pro Jahr. Diese Emissionen sind etwa gleich hoch wie die Inlandemissionen der Schweiz. «Die SNB begünstigt mit ihrer Anlagestrategie eine Klimaerhitzung von vier bis sechs Grad», erklärt Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik bei HEKS, «also weit über dem Ziel des Pariser Klimaabkommens».

Deshalb fordern Fastenaktion, HEKS und Partner sein im Rahmen der Ökumenischen Kampagne 2021 die SNB mit einer Petition auf, alle Investitionen in fossile Energien abzustossen. Dies wäre ein wichtiges Signal an den Finanzplatz Schweiz, denn die SNB ist eine der weltweit grössten institutionellen Investorinnen. Mit ihrer aktuellen Investitions-strategie steht sie zudem in Widerspruch zu ihren eigenen Anlagerichtlinien. Diese schreiben vor, dass die SNB auf Investitionen verzichten muss, die «grundlegende Menschenrechte massiv verletzen oder systematisch gravierende Umweltschäden verursachen».

«Klimagerechtigkeit – jetzt!»

Die Ökumenische Kampagne macht unter dem Motto «Klimagerechtigkeit – jetzt!» darauf aufmerksam, dass die ärmeren Bevölkerungsschichten in den Ländern des globalen Südens am meisten unter den Folgen der Klimaerhitzung leiden – ausgerechnet jene Menschen, die kaum etwas dazu beitragen. So sind die ärmeren 50 Prozent der Weltbevölkerung bloss für 10 Prozent der konsumbedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich, die reichsten 10 Prozent aber für fast 50 Prozent. «Mehr Klimagerechtigkeit ist deshalb ein Muss und nicht verhandelbar», erklärte Stefan Salzmann, Verantwortlicher Klimagerechtigkeit bei Fastenaktion.

Auf den Philippinen hat die Klimaerwärmung zu einer starken Zunahme der Zahl und der Intensität von Taifunen geführt. «Inzwischen zählen wir 20 Wirbelstürme pro Jahr», berichtete Marieta Llanera, Kampagnengast* der Fastenaktion, «fünf davon führen zu grossen Schäden». Stark betroffen davon seien vor allem die ohnehin armen Fischerinnen und Fischer an der Küste, deren Lebensgrundlage vielerorts bedroht sei. Sie müssen nun ihre Wirtschaft umstellen und mehr auf Gemüseanbau setzen. Dies sei auch kulturell für viele Gemeinschaften ein grosses Problem.

In Indonesien mit seinen 81’000 Kilometern Küstenlinie geht die grösste Gefahr vom Anstieg des Meeresspiegels aus. «Steigt der Meeresspiegel um einen Meter an, gehen 90’000 Quadratkilometer Land verloren», warnte Yuyun Harmono, Kampagnengast* von HEKS. 23 Millionen Menschen würden in die Flucht getrieben. Auf der kleinen Insel Pari vor der Küste der Hauptstadt Jakarta sei die Klimakrise schon jetzt deutlich zu spüren. So wurde Pari 2020 gleich zweimal überflutet, was bisher noch nie vorgekommen sei. Der Klimafussabdruck der Bewohner sei minim, sagte Harmono, doch nun sei ihre Existenz bedroht – «eine extreme Ungerechtigkeit».

 *Die Kampagnengäste, die während der Ökumenischen Kampagne normalerweise in der Schweiz weilen, können dieses Jahr wegen der Corona-Massnahmen nicht einreisen. Sie beteiligen sich aber trotzdem virtuell an Veranstaltungen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Stefan Salzmann, 
Co-Präsident Klima-Allianz Schweiz, Klimaverantwortlicher Fastenaktion, 041 227 59 53 (wird auf Handy umgeleitet), 

Miges Baumann,
Leiter Entwicklungspolitik HEKS; 079 489 3824;

Für allgemeine Fragen zur Ökumenischen Kampagne:

Matthias Dörnenburg, Leiter Ökumenische Kampagne Fastenaktion, 041 227 59 21,

Die ganze Welt ist vom Klimawandel betroffen. Aber ausgerechnet die ärmeren Bevölkerungsschichten im globalen Süden, die am wenigsten zu dieser konsumbedingten Problematik beitragen, leiden bereits heute am meisten unter den teilweise lebensbedrohlichen Folgen.

«Das Wetter hat sich verändert. Klar früher gab es auch heisse Sommer und Regen. Aber die Sonne war niemals so stark wie heute. Heute erträgst du die Sonne bereits um 09.00 morgens nicht mehr. Heute können die Leute nicht mehr den ganzen Tag draussen arbeiten. Viele Leute erkranken auch wegen der Hitze.»

Das sagt Maria Claudina Loaiza. Die Bäuerin aus Kolumbien ist eine von mehreren Protagonist/innen, die durch das von uns entwickelte Quiz führen. Dieses zeigt auf, wie das eigene Handeln das Wohlergehen der Menschen in ärmeren Ländern bestimmt. Die Userinnen und User werden dabei zu Hauptakteur/innen und tauchen in alltägliche Szenarien ein, die sie rund um die Welt führen, zu Menschen wie Maria Claudina Loaiza.
 
Reisen Sie virtuell mit uns um die Welt.

Gedenkfeier am Trientgletscher

Luzern/Bern, 30. Dezember 2020. Am 1. Januar 2021 beginnt die Laufzeit des Klimaabkommens von Paris. In der Verantwortung stehen die Vertragsstaaten des Abkommens. Dieses erteilt jedem Land den Auftrag, nationale Klimaziele zu erlassen und diese alle fünf Jahre zu verschärfen. Die Hilfswerke Fastenaktion und HEKS verbinden mit dem effektiven Startpunkt des Abkommens auch Hoffnung.

Die Klimakrise ist schon heute vielerorts traurige Realität. So berichtete MeteoSchweiz am 21. Dezember 2020 vom erneuten Rekordwärme-Jahr. Im September 2020 wurde eine Gedenkfeier für die in der Schweiz bereits verschwundenen Gletscher gehalten. Und für viele Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien ist die Klimakrise Alltag. In Armut lebende Menschen sind am stärksten betroffen, da ihnen die Mittel fehlen, sich an neue Lebensumstände anzupassen. Partnerorganisationen von Fastenaktion und HEKS berichten von immer häufigeren und stärkeren Wetterkatastrophen, welche die Existenzen in ganzen Regionen zerstören. Anhaltende Dürren gefährden das Recht auf Nahrung, steigende Meeresspiegel zwingen Menschen zur Umsiedlung. 

In den meisten reichen Ländern, wie der Schweiz, geht mit 2020 ein weiteres Jahr der kleinen Schritte zu Ende. Angesichts der Herausforderungen ist das fahrlässig, irrational und deutet auf kurzfristige Denkmuster hin. Mit jedem Jahr sinkt der Handlungsspielraum. Je später wir handeln, desto schwieriger und teurer wird der Kampf gegen die Klimakrise und ihre Folgen.  

Die Zeit drängt

Es ist bereits jetzt klar: Verschärfungen der heutigen Klimaziele werden notwendig sein, denn im Moment führen die noch nicht umgesetzten Versprechen der Länder zu einer Erwärmung zwischen 3 bis 4 Grad, statt der 1.5 bis 2 Grad, wie sie das Abkommen vorgibt. Die nationale Politik muss jetzt handeln. Und dass sie handeln kann, hat sie in der Corona-Pandemie bewiesen. Noch fehlt das Verständnis für das Ausmass der Bedrohung durch die Klimakrise, da sie schleichend fortschreitet. Die Zeit bis 2030 wird entscheidend sein – bis dahin müssen substanzielle Reduktionen der CO2-Emissionen auf globalem Niveau erreicht sein. Reichen Volkswirtschaften mit gut ausgebildeten Menschen kommt hierbei eine grosse Verantwortung zu.

So auch der Schweiz. Das revidierte CO2-Gesetz ist gut, aber nicht gut genug. Es sind dringend weitere Schritte zur Umsetzung des Abkommens notwendig, wie die Dekarbonisierung des Schweizer Finanzplatzes und den Verbrauchsstopp von fossilen Brenn- und Treibstoffen bis spätestens 2040. Damit dies möglich ist, muss das Parlament noch in dieser Legislatur handeln. HEKS und Fastenaktion fordern die Umsetzung der Gletscherinitiative in einem indirekten Gegenvorschlag auf Gesetzesebene um den Prozess zu beschleunigen. Die Schweiz und die internationale Klimapolitik sind in der Pflicht. Der 1. Januar 2021 ist hierfür ein symbolisch wichtiger Tag – denn jetzt tritt das Pariser Klimaabkommen in Kraft. Das Abkommen konsequent umzusetzen ist die Lösung für die Klimakrise und lebensnotwendig für viele Menschen auf der Welt.

Kontakt:

Stefan Salzmann, 
Co-Präsident Klima-Allianz Schweiz, Klimaverantwortlicher Fastenaktion, 041 227 59 53 (wird auf Handy umgeleitet)

Yvan Maillard-Ardenti, 
Klimaverantwortlicher HEKS, 079 380 65 73

Bern. 09.10.2020. Die Erdöl-Lobby, unterstützt von der SVP, gab heute bekannt, das Referendum gegen das neue CO2-Gesetz zu ergreifen. Die Klima-Allianz Schweiz, mit über 90 Organisationen der Zivilgesellschaft, steht hinter dem CO2-Gesetz. Sie wird sich im Abstimmungskampf entschieden für diese längst fällige Weichenstellung in der Klimapolitik engagieren. Das Gesetz ist das Produkt eines langen parlamentarischen Prozesses mit breitem Konsens.

Mit dem in der Herbstsession verabschiedeten Klimagesetz werden die Weichen gestellt für einen Klimaschutz im Sinne des Pariser Klimaabkommens, dem sich auch die Schweiz verpflichtet hat. «Im Falle einer Annahme dieses Erdöl-Referendums, wäre die Schweizer Klimapolitik für mehrere Jahre komplett blockiert», sagt Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima Allianz Schweiz, und fügt an: «Die Autoverkäufer und die Ölindustrie, in deren Verbänden die SVP stark vertreten ist, verstecken ihre eigenen Wirtschaftsinteressen hinter vermeintlich negativen Auswirkungen auf den Mittelstand.» Das neue CO2-Gesetz legt wichtige und sozialverträgliche Massnahmen für Sektoren fest, die bisher gar keine Massnahmen hatten, wie die Luftfahrt und der Finanzplatz.

Die Klima-Allianz Schweiz umfasst zahlreiche Umweltorganisationen, sowie auch Organisationen aus dem Gesundheitsbereich, aus der Entwicklungszusammenarbeit und Verbänden wie Casafair, der sich für nachhaltiges Bauen und Wohnen engagiert. «Im CO2-intensiven Gebäudebereich macht das neue CO2-Gesetz endlich Nägel mit Köpfen. Verantwortungsvolle Eigentümer*innen sind sich der Dringlichkeit für wirkungsvolle gesetzliche Massnahmen bewusst und unterstützen den Ausstieg aus fossilen Heizungen», sagt Kathy Steiner von Casafair.

Das Verursacherprinzip und der soziale Ausgleich werden im neuen Gesetz ernst genommen. «Das CO2-Gesetz stellt die Weichen für einen gerechten Klimaschutz. Aus einer globalen Perspektive sind die neuen Instrumente des CO2-Gesetzes ein wichtiger Schritt in Richtung Klimagerechtigkeit», sagt Stefan Salzmann der Fastenaktion und Co-Präsident der Klima Allianz Schweiz.

«Das CO2-Gesetz ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es schafft die dringend nötigen Grundlagen für einen effektiven Klimaschutz, für den wir uns als Allianz – auch über das CO2-Gesetz hinaus – einsetzen werden», betont Christian Lüthi.

Zur Klima-Allianz

Die Klima-Allianz Schweiz wurde 2004 gegründet und ist ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen für den Klimaschutz. Auch Fastenaktion und Bot für alle sind Teil davon. Mit ihren über 90 Mitglieder- und Partnerorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Kirche, Jugend, Gewerkschaften und Konsumentenschutz engagiert sie sich für eine gerechte, zukunftsfähige Klimapolitik.

Kontakt:

Christian Lüthi, Geschäftsleiter Klima-Allianz, , 076 580 44 99 (DE/FR)
Lars-Florian Tödter, Stellvertretender Geschäftsleiter Klima-Allianz, , 079 658 73 85 (DE/FR)
Kathy Steiner, Geschäftsleiterin Casafair, , 079 703 73 77 (DE)

Alle Filmvorführungen des neuen Dokumentarfilms «der Konzern-Report» wurden aufgrund der vom BAG empfohlenen Schutzmassnahmen gegen das Corona-Virus abgesagt. Bestellen Sie deshalb die DVD des Filmes.

Glencore vergiftet Flüsse in Kolumbien. Syngenta verkauft tödliche Pestizide in Indien, die bei uns schon lange verboten sind. Immer wieder verletzen Konzerne mit Sitz in der Schweiz die Menschenrechte und ignorieren minimale Umweltstandards. Die Initiative fordert eine Selbstverständlichkeit: Wenn Konzerne das Trinkwasser verseuchen oder ganze Landstriche zerstören, sollen sie dafür geradestehen. Die Volksinitiative kommt am 29. November 2020 zur Abstimmung.

Der Film lässt Menschen auf zwei Kontinenten zu Wort kommen, die durch Schweizer Konzerne geschädigt werden. Dick Marty und weitere Stimmen aus dem In- und Ausland erklären, warum sie klare Regeln verlangen, damit Konzerne für Verfehlungen geradestehen müssen.

Damit jeder und jede den Film zuhause anschauen kann, können Sie hier die DVD für 10 Schweizer Franken bestellen.

Drei weitere Dinge, die Sie tun können, um sich für die Initiative einzusetzen:

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Ob Kleber, Fahnen, Velodreiecke oder weiteres Material zur Konzern-Initiative: Hier können Sie kostenlos Kampagnenmaterial bestellen.

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In der ganzen Schweiz entstehen immer mehr Lokalkomitees für die Konzernverantwortungsinitiative. Schliessen Sie sich hier einem Lokalkomittee an.

Setzen Sie sich mit uns für die Menschenrechte ein

Unterschreiben Sie die Petition an Glencore: In Cerro de Pasco reisst eine Glencore-Mine ein riesiges Loch mitten in der Stadt. Dadurch werden Boden, Wasser und Luft stark verschmutzt.

Glencore versucht das Problem in Cerro de Pasco, einer Stadt in den peruanischen Anden mit 70’000 Einwohner/innen, kleinzureden. Das Unternehmen will sich aus der Verantwortung zu stehlen, zeigt eine Haaranalyse bei Kindern, dass sich die Bleibelastung in den letzten Jahren weiter verschlimmerte. Die Vergiftungen führen zu Blutarmut, Behinderungen und Lähmungen.

Die Konzernverantwortungsinitiative, die Fastenaktion mitbegründet hat, lancierte gestern einen Protestbrief an die Konzernspitze von Glencore. Das Unternehmen darf sich nicht weiter aus der Verantwortung stehlen und muss sofort aufhören, Kinder und Erwachsene in Cerro de Pasco mit Schwermetallen zu vergiften.

Gemeinsam schaffen wir es, dass Konzerne wie Glencore endlich für das, was sie anrichten, geradestehen müssen.

 

Drei Dinge, die Sie bereits heute tun können:

Protestbrief online

Bitte unterschreiben Sie den Protestbrief und helfen mit, diese Machenschaften von Glencore breit bekannt zu machen. 

Glencore Protestbrief

Hier finden Sie Unterschriftenbogen zum Ausdrucken, wenn Sie selbst Unterschriften sammeln wollen. 

Setzen Sie sich mit uns für die Menschenrechte ein

Saatgut soll den Bäuerinnen und Bauern gehören, die es nutzen. Dies fordern über 2300 Menschen aus 11 Ländern in ihren Briefen ans Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Dieses hat mit einer Stellungnahme reagiert – welche ihrerseits HEKS und Fastenaktion kommentieren. 

Während der Ökumenischen Kampagne der Fastenaktion und HEKS von Februar bis April 2020 haben rund 2’400 Bäuer/innen und Bürger/innen aus 11 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sowie der Schweiz über 1’300 Briefe an das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) geschickt. Darin haben sie das Seco aufgefordert, in den Freihandelsabkommen (FHA) mit Ländern des globalen Südens nicht länger Sortenschutzgesetze gemäss des UPOV91-Übereinkommens zu verlangen. Diese schränken den Zugang zu Saatgut ein und bedrohen damit die Saatgutvielfalt und Ernährungssicherheit. 

In einer Stellungnahme vom Februar 2020 reagierte das Seco auf diese Briefe – auf die nun die Koalition «Recht auf Saatgut» (darunter Fastenaktion und HEKS) ihrerseits ausführlich reagiert hat (Lange Fassung).

Eine Analyse der Koalition zu den wichtigsten Punkten des Seco finden Sie hier in einer Kurzfassung:  

Reaktion auf die Stellungnahme des Seco (Kurzfassung)

Beitritt zu UPOV91 ist keine Voraussetzung – aber Grundforderung

Die Schweiz würde «den Beitritt zu UPOV nicht zur Voraussetzung für den Abschluss eines Freihandelsabkommens» machen. Für die Schweizer Koalition «Recht auf Saatgut» ist diese Behauptung irreführend. Gemäss der Seco-Stellungnahme ist der Beitritt zu UPOV bzw. einem Sortenschutzgesetz gemäss UPOV91-Kriterien zwar keine Voraussetzung für ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz. Es ist aber eine Grundforderung der Schweiz beim Beginn aller Verhandlungen für Freihandelsabkommen mit Nicht-UPOV Staaten.

Ein System von wenigen, dass für viele gelten soll

Das UPOV-Abkommen wird von den Interessen der Saatgutindustrie dominiert, auch wenn mittlerweile Entwicklungsländer zu den Mitgliedern zählen. Ursprünglich wurde das Abkommen 1961 durch sechs westeuropäische Länder verhandelt. Bei der Ausarbeitung der Version von 1991, die von der Schweiz in den Freihandelsabkommen eingefordert wird, waren die damals 20 UPOV-Mitgliedstaaten beteiligt. Das einzige Land des Südens am Verhandlungstisch war Südafrika, in dem dazumal Apartheid herrschte. Die Stimme des globalen Südens blieb aussen vor. Die UPOV-Konvention kann deshalb punkto Legitimität in keiner Weise mit einem Abkommen der UNO oder ihrer Fachorganisationen gleichgestellt werden, bei denen praktisch alle Länder an den Verhandlungen teilnehmen dürfen.  Die Entwicklungsländer unter den heutigen UPOV-Mitgliedern haben – wo immer möglich – die Version von 1978 ratifiziert, die ihnen auch punkto Bauernrechte mehr Freiheiten erlaubt. Ebenfalls grosse Landwirtschaftsproduzenten wie China, Brasilien oder Argentinien haben die Version 78 unterzeichnet. Das Seco fordert nun von viel ärmeren Ländern wie Indonesien oder Malaysia, dass sie strengere Sortenschutzmassnahmen einführen als diese Mega-Agrarproduzenten. Andere Entwicklungsländer, welche die UPOV-Akte von 1991 ratifiziert haben, taten dies, weil sie durch Freihandelsverträge wie jene der EFTA oder den USA dazu gezwungen wurden (z.B. Peru, Marokko, Costa Rica).  

Wasser predigen, Wein trinken

Anders als vom Seco behauptet, ist es deshalb nicht naheliegend, dass die Schweiz und die EFTA von den Partnerländern ein Sortenschutzrecht gemäss UPOV 91 einfordern. Umso mehr, da drei der vier EFTA-Staaten (Schweiz, Norwegen und Liechtenstein) diese Anforderungen mit ihren eigenen Gesetzen ja selbst gar nicht erfüllen: Die EFTA-Länder fordern von den Partnerländern strengere Sortenschutzgesetze, als sie selbst bereit sind einzuführen.

In seiner Stellungnahme suggeriert das Seco Offenheit, die Rechte der Bäuerinnen und Bauern am Saatgut besser zu berücksichtigen: «Ziel jedes von der Schweiz ausgehandelten FHAs ist es, die bestmögliche Lösung für alle Betroffenen zu schaffen. Die Schweiz und die andere EFTA-Mitgliedsstaaten sind darum offen, mit Partnerländern bei Bedarf individuelle Alternativlösungen zu finden… Dies wurde beispielsweise in den kürzlich abgeschlossenen Verhandlungen mit Indonesien und den Philippinen gemacht.»

Dies ist nicht korrekt. Gemäss dem Freihandelsvertrag muss Indonesien alle «wesentlichen Bestimmungen» von UPOV 91 umsetzen. Auch weiterhin ihre lokalen Sorten schützen zu dürfen, ist das Einzige, was Indonesien zugestanden wurde. Dies hat aber keinen direkten Zusammenhang mit dem Recht der Bauern und Bäuerinnen, Saatgut geschützter Sorten nachzubauen, zu tauschen oder zu verkaufen. Von einer «Alternativlösung» kann in diesem Fall also nicht die Rede sein.

 Im Widerspruch zu Bauernrechten

Um eine bestmögliche Lösung zu finden, ist es unabdingbar, auch die Interessen der Bäuerinnen und Bauern in den Verhandlungsprozess einfliessen zu lassen. Da die Verhandlungen zu den Freihandelsabkommen jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, gibt es für die Betroffenen keine Möglichkeit, direkt an den Gesprächen teilzunehmen. Dieser Ausschluss steht im Widerspruch zu den Rechten der Bäuerinnen und Bauern wie sie auch im Internationalen Saatgutvertrag der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) und in der Bauernrechtsdeklaration der UNO verankert sind. Darüber hinaus weigert sich das Seco bis heute, die Auswirkungen von UPOV91 auf die Menschenrechte zu prüfen. Obwohl verschiedene Studien und Berichte darauf hinweisen, dass die Einführung von UPOV91 sehr wohl Menschenrechte gefährden können, allen voran das Recht auf Nahrung.

Interessen der Konzerne als Priorität

Eine konkrete Forderung in den Briefen der Bäuerinnen, Bauern und weiteren Bürger/innen war unter anderem, in den laufenden FHA-Verhandlungen mit Malaysia auf die Forderung nach UPOV zu verzichten. Auf dieses konkrete Anliegen geht die Stellungnahme nicht ein.

Ausserdem verweist das Seco auf den Forschungsstandort Schweiz, der «auch in Partnerländern an einem angemessenen Schutz der Rechte an geistigem Eigentum interessiert ist». Es macht damit klar, dass es auch weiterhin die Interessen von kommerziellen und staatlichen Züchter*innen, darunter die marktdominierenden internationalen Agrarkonzerne, höher gewichtet als die Rechte der Bäuerinnen und Bauern.

Die Stellungnahme schliesst mit der Bereitschaft des Seco, «den Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen weiterzuführen». Die Schweizer Koalition «Recht auf Saatgut» wird das Gespräch mit dem Seco weiterführen.

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Mit Ihrer Spende können Bäuerinnen und Bauern weiterhin für Gerechtigkeit kämpfen
Eugenio Geraldo pflanzt Bananen an.

«Das könnte länger dauern, aber wir sind vorbereitet», sagt Eugenio Geraldo, ein Biobauer aus den Philippinen, auf die Frage nach den Auswirkungen von Corona. Zusammen mit seiner Familie – seine jüngste Tochter züchtet Reis, seit sie sechs ist – sind sie trotz aller staatlichen Einschränkungen gut gewappnet gegen die Folgen von Covid-19.

Eugenio Geraldo ist Witwer aus Malitbog in der Provinz Bukidnon, im Zentrum der zweitgrössten philippinischen Insel Mindanao. Er und seine fünf Kinder pflanzen seit 17 Jahren nach agrarökologischen Methoden an. Mit Agrarökologie – oder, wie es vor Ort besser bekannt ist unter dem Namen «diversifiziertes integriertes Anbausystem (DIFS)» – bewirtschaften sie ihre drei Hektar grosse Farm mit zahlreichen Dauer- und Saisonkulturen und integrieren Vieh- und Geflügelzucht. Dabei ist wichtig, dass die Pflanzen so kombiniert werden, dass sie sich gegenseitig unterstützen und mit Nährstoffen, Schatten oder Kletterhilfen versorgen – und die Menschen das ganze Jahr hindurch genügend Nahrungsmittel haben.

Plötzlich wenden sich alle an die Geraldos

Die agrarökologische Praxis seiner Familie wird von den Einheimischen und Regierungsbeamten jetzt, in Zeiten von Corona, mehr geschätzt, gerade, als ihre abgelegene Gemeinde Malitbog auf die COVID-19-Krise Sperr- und Quarantänemassnahmen einführte.

Die lokale Regierung ermutigte ihre Bevölkerung, Gemüse und lokal produzierte Lebensmittel zu konsumieren. So haben sich plötzlich viele an Eugenio und an die Bauernorganisation TSAFO (Tomigbong Sustainable Agriculture Farmer’s Organization) gewandt, die er, seine Familie und ihre Nachbarn vor Jahren gegründet haben. TSAFO ist eine Mitgliedsorganisation der Fastenaktion Partnerorganisation Agro-Eco.

Durch den Verkauf seines Gemüses auf dem lokalen Markt verdient «Eunie», wie Eugenio Geraldo von den Menschen liebevoll genannt wird, nun 2’000 Philippinische Pesos (zirka 39 Franken) pro Woche. Das hat einen Anreiz bei den Landwirtinnen und Landwirten und den Verbrauchenden geschaffen. Er und die Mitglieder von TSAFO erwägen nun auch, ihre Bio-Produkte direkt an die Menschen in der Nachbargemeinde Tagoloan in der Provinz Misamis Oriental, zu verkaufen.

Eugenio Geraldo und seine Tochter Lourdes.
Teilen liegt Eugenio Geraldo im Blut. Er führte seine jüngste Tochter Lourdes im Alter von sechs Jahren in die Reiszucht ein und machte sie damit zur jüngsten Reiszüchterin auf den Philippinen. Zusammen unterrichtet dieses Tandem aus Vater und Tochter die Schülerinnen und Schüler in Malitbog seit fast zwei Jahren freiwillig in ökologischem Landbau, dies im Rahmen des «Gulayan sa Paaralan-Programms» des Bildungsministeriums.

Agrarökologie gewinnt immer mehr an Dynamik

COVID-19 hat die Welt zum Stillstand gebracht, den Warenverkehr ernsthaft beeinträchtigt und die Menschen gezwungen, zu Hause zu bleiben. Dies behindert auch die übliche Art zu denken, sich zu bewegen, zu konsumieren, zu arbeiten und Geschäfte zu machen. Andererseits wird nun sichtbar, dass sich jetzt ein Modell auf der Grundlage der Agrarökologie herausbildet und entwickelt, das auf lokaler Ebene an Dynamik gewinnt und Kleinbauern wie «Eunie» und den Millionen anderer Menschen auf den Philippinen aber auch anderswo viel bessere Möglichkeiten bietet.

Text: Geonathan Barro von der philippinischen Partnerorganisation Agro-Eco.

Fastenaktion und HEKS setzen sich  in Workshops und Weiterbildungen mit ihren Partnerorganisationen für agrarökologische Methoden ein. Um auch diese Arbeit halten und weiterführen zu können, sind wir froh um jede Spende. 

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Herzlichen Dank für Ihre wertvolle Spende
Yvan Maillard Ardenti

Yvan Maillard Ardenti arbeitet bei HEKS als Fachperson für Unternehmen und Menschenrechte. Vor ein paar Jahren hatte er Gelegenheit, Teppichknüpferinnen und -knüpfer in Kathmandu in Nepal zu besuchen. Damals konnte er feststellen, wie die Teppichherstellung vielen Menschen ein Einkommen ermöglicht, mit dem sie gleichzeitig ihr kulturelles Erbe erhalten. Doch wie viele andere Wirtschaftszweige, wurde auch die Teppichproduktion seit März durch das Coronavirus weitgehend lahmgelegt. Ein Bericht.

Die Bestellungen für Teppiche gingen stark zurück, weil die Verkaufsläden in der Schweiz, in Europa und den USA, welche die Ware von den Teppichhändlern beziehen, schliessen mussten.

Für die Teppichknüpferinnen und -knüpfer hat dies gravierende Konsequenzen. Weil sie pro Stück bezahlt werden, verlieren sie ihr Einkommen, wenn keine Aufträge mehr hereinkommen. Ihre Löhne sind oft äusserst bescheiden und erlauben ihnen nicht, für schwierige Zeiten zu sparen. In Nepal sind viele von ihnen Wanderarbeiter aus abgelegenen Regionen des Landes. «Wegen des von der Regierung verordneten rigiden Lockdowns konnten sie nicht zurück in ihre Dörfer und sind aktuell von ihren Familien und sozialen Netzwerken abgeschnitten», sagt Prasuna Saakha. Sie führt das Koordinationsbüro von Label STEP in Nepal.

Die in der Schweiz basierte Organisation Label STEP engagiert sich seit 25 Jahren für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in der Teppichbranche. Dazu gehören etwa der Kampf gegen Kinderarbeit sowie für existenzsichernde Löhne. HEKS und Fastenaktion sind Gründungsmitglieder von Label STEP und unterstützen die Organisation bis heute. 

«Wie eine grosse Familie»

In den Produktionsländern verfügt Label STEP über ein dichtes Netzwerk von lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Durch die regelmässigen Kontrollen, Workshops und Schulungen geniessen sie das Vertrauen der Knüpferinnen und Knüpfer. «Wir sind wie eine grosse Familie», sagt Tanveer Jahan, Landesverantwortliche von STEP für Pakistan. «Wir können unsere Knüpferinnen und Knüpfer in dieser Situation jetzt nicht im Stich lassen.» Sie seien das Rückgrat der Teppichindustrie – und aktuell auf die Solidarität der gesamten Branche und darüber hinaus angewiesen.

Anfang Mai haben HEKS und Label STEP gemeinsam einen Nothilfefonds für die Teppichknüpferinnen und -knüpfer lanciert. Damit können wir Tausende von Menschen in Afghanistan, Indien, Nepal, Pakistan und im Iran unterstützen, die von keinem anderen Hilfsprojekt erreicht werden.

Bereits in der ersten Phase der Pandemie hat Label STEP eine Sensibilisierungskampagne gestartet, die Knüpferinnen über COVID-19 informiert und sie in den wichtigsten Präventionsmassnahmen unterrichtet. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten auf das Verteilen von Nothilfe. Hier eine Zusammenfassung von Aktionen in verschiedenen Ländern:

  • In Nepal erhielten 1500 Knüpferinnen – vor allem Frauen – Grundnahrungsmittel wie Reis und Oel. Damit werden indirekt rund 6000 Menschen unterstützt. Es handelt sich dabei vor allem um Knüpferinnen und Knüpfer, die kein eigenes Land zum Bebauen besitzen und nicht nachhause zurückkehren können, um selber Nahrungsmittel anzubauen.
  • In Afghanistan ist die Situation besonders prekär. Die Knüpferinnen erhielten schon vor der Coronakrise für ihre Arbeit keinen existenzsichernden Lohn, von dem sie sich einen Notbatzen hätten auf die Seite legen können. Deshalb standen sie sehr schnell am Abgrund. In einer ersten Phase erhielten 600 Knüpferinnen Notrationen an Grundnahrungsmitteln, mit denen sie ihre Familien (rund 4800 Personen) während 14 Tagen ernähren konnten.
  • In Pakistan hat die Unterstützung der afghanischen Flüchtlinge Priorität, die in Lagern leben, wo Wasser und Seife rar sind. Auch ethnische Minoritäten und alleinerziehende Frauen erhalten Unterstützung.
  • In Indien fokussiert die Hilfe auf Wanderarbeiterinnen und -arbeiter. Dank einem gut verankerten Netzwerk kann STEP rund 200 von ihnen mit Hilfsmaterial versorgen.

«Die Bedürfnisse sind enorm», fasst Tanveer Jahan die aktuelle Situation der Teppichknüpferinnen zusammen. «Um die Bedürftigsten zu erreichen, sammeln wir weiterhin Informationen und Daten – und hoffen, möglichst viele, die darauf angewiesen sind, mit dem Notwendigsten versorgen zu können.» Genau dafür wurde der Nothilfefonds lanciert.

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Herzlichen Dank für Ihre wertvolle Spende

Die Klimastreik-Bewegung hat sich entschieden, den grossen Streik- und Aktionstag vom 15. Mai – den «Strike for Future» – zu verschieben. Doch laut bleibt der Tag trotzdem. Am Freitag, 15. Mai fordert die Bewegung zur «Challenge for Future» heraus.

Besondere Umstände erfordern besondere Massnahmen und in diesen Umständen stecken wir. Viele von uns bleiben derzeit zuhause. Kein Grund jedoch, diese Zeiten nicht sinnvoll zu nutzen. Denn viele Veranstaltungen, die in den letzten Wochen geplant waren, konnten nun mit Erfindergeist angepasst werden, um doch noch zu Ihnen zu gelangen. So auch der Klimastreik, der am 15. stattgefunden hätte.

An seiner Stelle findet heute ein Aktionstag unter dem Namen «#ChallengeForFuture» statt, an dem alle von zu Hause aus teilnehmen können. Auf www.challengeforfuture.ch finden Sie viele «Herausforderungen für die Zukunft» zum Thema Klima, und Möglichkeiten, sich auszutauschen, Neues zu erfahren – und ihr Wissen zu testen.
Die Bäuerin Delia Badillo und ihr Mann Teodulo.

Die Bäuerin Delia Badillo und ihr Mann Teodulo haben auf der philippinischen Insel Mindanao einen eigenen Hof. Gerade in Zeiten von Corona ist die Selbstversorgung der Familie mit agrarökologischen Methoden zentral. Während viele Menschen auf Nahrungsmittellieferungen angeweisen sind, kommt diese Kleinbauernfamilie mit der Hilfe der Fastenaktion gut durch die Krise.

Die Warenbewegungen im Land sind drastisch eingeschränkt worden aufgrund der von der Regierung verhängten Sperre. In den Städten ist die Versorgung mit Lebensmitteln bereits jetzt vielerorts alarmierend. Es wird befürchtet, dass sich die Nahrungsmittelkrise in den kommenden Monaten noch verschärfen wird, wenn die Sperre wahrscheinlich verlängert wird und die Situation weiterhin aussergewöhnlich bleibt.

Bauern und Bäuerinnen sind gut auf die Corona-Krise vorbereitet

Menschen wie die Badillos haben nun mehr Möglichkeiten als andere: «Es geht uns hier gut, trotz der von der Regierung durchgeführten Sperre. Unser Bauernhof versorgt uns mit allem Nötigen», sagt Delia Badillo. Sie und ihr Mann Teodulo – oder «Dokdok», wie er überall genannt wird – bewirtschaften ihre Felder mit agrarökologischen Methoden. Ständig führen sie Innovationen auf dem Bauernhof durch, passen ihr Saatgut an. Auch teilen sie ihr Wissen uneigennützig mit den Bäuerinnen und Bauern in der Region der Halbinsel Zamboanga und in mehreren Teilen Mindanaos.

Diversität der landwirtschaftlichen Produkte zahlt sich aus

Auf ihrem ein Hektar grossen Bauernhof pflanzen sie Reis, Gemüse, Obstbäume und Kräuter an und ziehen Ziegen, einheimische Hühner und Enten auf. Begleitet werden sie dabei vom landwirtschaftlichen Know-How der Fastenaktion-Partnerorganisation Agro-Eco. Für ihr Engagement wurde die Organisation bereits mit einem internationalen Agrarökologie-Preis ausgezeichnet. Mit der agrarökologischen Anbaumethode versorgt sich die Familie Barillo ganzjährig mit nahrhaftem Essen, mit Medikamenten, natürlichen Düngemitteln. Dass sie auf viele verschiedene Nahrungsmittel setzen, garantiert ihnen zudem ein regelmässiges Einkommen und sogar einen grösseren Ertrag, als wenn sie nur Reis angepflanzt hätten.

Delia Badillo bekräftigt: «Agrarökologie macht unsere Familie flexibler, um mit einer solchen Situation fertig zu werden. Die diversifizierten Anbaumethoden sind ein wesentliches Element für den Fortbestand der Bäuerinnen und Bauern und der lokalen Wirtschaft.»

Text: Geonathan Barro von der philippinischen Partnerorganisation Agro-Eco

Fastenaktion und HEKS setzen sich  in Workshops und Weiterbildungen mit ihren Partnerorganisationen für agrarökologische Methoden ein. Um auch diese Arbeit halten und weiterführen zu können, sind wir froh um jede Spende. 

 

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Ines Pérez und Yojana Miner.

Inés Pérez Hernández und Yojana Miner, die Koordinatorinnen des ökumenischen Landesprogramms Guatemala berichten regelmässig zur Corona-Krise im Land. Sie rechnen mit lang andauernden negativen Folgen für die benachteiligte indigene Bevölkerung.

«Die informelle Wirtschaft ist zum Stillstand gekommen. Das betrifft jene schwer, die von Tag zu Tag leben. Es herrscht grosse Besorgnis darüber, wie die Nahrungsmittel beschafft werden könne, wenn man die Häuser nicht verlassen darf und keine finanziellen Mittel vorhanden sind.

Die Überweisungen an Familien, welche Verwandte in den Vereinigten Staaten oder in anderen Ländern haben, fliessen nicht mehr reibungslos, denn die Banken haben 75 Prozent ihrer Dienstleistungen eingestellt. Wir befürchten starke negative Auswirkungen: Es fehlt an Nahrung und die Unterernährung – rund 60 Prozent der Bevölkerung leben bereits unter der Armutsschwelle – wird zunehmen.

Davon betroffen ist vor allem die indigene, ländliche Bevölkerung, also unsere Hauptzielgruppe in den Projekten. Diese Krise wird bei ihr wohl tiefe Spuren hinterlassen. Die Partnerorganisationen der Fastenaktion und HEKS, mussten einen grossen Teil ihrer Aktivitäten aufgrund des Versammlungsverbots reduzieren. Sie arbeiten aber mit alternativen Kanälen, über das Telefon und die Sozialen Medien und informieren die Menschen in den Projekten auch, wie sie sich schützen können. 

Wir selbst arbeiten seit Mitte März von zu Hause aus und sind in stetem Kontakt mit all unseren Partnerorganisationen, unterstützen sie, so gut es geht. Wir hoffen, dass die Projekte von Oktober bis Dezember ihre geplanten Aktivitäten  nachholen können. 

Der Kongress stellte bis anhin seine Arbeit nicht ein – das ist ein weiteres grosses Risiko, denn es könnten während der Ausgangssperren Gesetze verabschiedet werden, welche die Rechte der Bevölkerung verletzen. Wir hoffen, dass das Gesetz zu den Nichtregierungsorganisationen nicht jetzt behandelt wird. Es würde unsere Arbeitsmöglichkeiten stark einschränken.

Was den Fokus des Guatemala-Programms betrifft: Das zentrale Problem in dieser Krise ist der Zugang zu und die Verfügbarkeit von Nahrung. Es zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es ist, das Recht auf Nahrung zu betonen und wie notwendig es ist, die Anliegen der ländlichen, indigenen Bevölkerung ins Zentrum zu stellen.»

Inés Pérez und Yojana Miner, Koordinatorinnen des ökumenischen Landesprogramms Guatemala.

 

Fastenaktion und HEKS setzen alles daran, ihre Partnerorganisationen in Guatemala weiter im gleichen Umfang zu unterstützen, damit sie nicht gezwungen sind, Mitarbeitende zu entlassen und sie ihre Arbeit den Umständen anpassen können. 

Um diese Arbeit halten und weiterführen zu können, sind wir froh um jede Spende. 

Unterstützen Sie die Menschen in Guatemala - gerade jetzt!
Präsident von Guatemala, Alejandro Giammattei

Die Entwicklung der Corona-Krise in Guatemala

Am 13. März verkündete Präsident Giammattei den ersten Corona-Fall des Landes – ein Guatemalteke, der aus Italien gekommen war. Bereits ab 16. März wurden daraufhin alle Schulen geschlossen und weitere Massnahmen verkündet:

  • Land-, Luft- und Seegrenzen sind geschlossen, die Einreise von Ausländerinnen und Ausländern nach Guatemala ist verboten.
  • Keine Versammlungen mehr für mehr als 3 Personen, Osterprozessionen sind abgesagt.
  • Es herrscht totale Ausgangssperre von 16 – 4 Uhr.
  • Der öffentliche Verkehr wird eingestellt.
  • Einkaufszentren sind geschlossen, ebenso Bars, Clubs und Restaurants. Ausnahmen sind Apotheken, Tankstellen und grundlegende Dienstleistung.
  • Personen über 60, solche mit besonderen Risiken und Schwangere müssen grundsätzlich zu Hause blieben.

Die Regelungen gelten vorläufig bis zum 20. April, die Schulen bleiben bis Ende April geschlossen. Wer die angeordnete Ausgangssperre nicht einhält oder andere Regeln bricht, hat mit drastische Strafen zu rechnen: Geldbussen ab umgerechnet 850 Franken oder Gefängnis bis zu 6 Jahren. Das trifft vor allem Menschen, die im informellen Sektor arbeiten und die Ausgangssperre nicht einhalten können.

Vor Ostern wurden die Massnahmen verschärft – unter anderem sind alle Reisen innerhalb des Landes verboten. Der Präsident versprach gleichzeitig 11 Milliarden Quetzal – rund 1.35 Milliarden Franken – bereit zu stellen: Unter anderem sollen 2 Millionen Familien für drei Monate je 1000 Quetzales – rund 120 Franken – erhalten. Ob und wie dies umgesetzt wird, ist offen. Es wurde auch das Thema der häuslichen Gewalt angesprochen und die Frauen wurden gebeten, sich zu melden, wenn sie davon betroffen sind. 

Am 8. April meldete die Regierung, dass täglich rund 20 Ansteckungen dazu kommen und 11‘000 Personen unter Quarantäne gestellt wurden. Wohl wissend, dass das Gesundheitssystem für eine Krise nicht gewappnet ist, drohte der Präsident, die Präventionsmassnahmen erst dann zurückzuziehen, wenn die Neuansteckungen weniger als 12  pro Tag betragen.  Bis zum 12. April gab es insgesamt 156 bestätige Ansteckungen, davon starben 5 Personen, 19 Personen gelten als geheilt. 

13.04.2020, Luzern/ Bern. Saatgut soll den Bäuerinnen und Bauern gehören, die es nutzen. Dies fordern über 2300 Menschen aus 11 Ländern in ihren Briefen ans Seco. Die Entwicklungsorganisationen Fastenaktion, HEKS und Partner sein hatten die Aktion im Rahmen der Ökumenischen Kampagne lanciert – die hohe Beteiligung übertraf alle Erwartungen.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) verhandelt aktuell mit einer Reihe von Ländern über Freihandelsabkommen. Diese Abkommen verlangen unter anderem einen strengen Sortenschutz für Saatgut. Kleinbäuerinnen und -bauern wehren sich dagegen, weil damit ihr Recht auf Saatgut drastisch eingeschränkt würde. Deshalb erhielt das Seco in den letzten Wochen rund 1300 Protestbriefe von Bäuerinnen und Bauern aus Asien, Afrika und Lateinamerika – dazu auch zahlreiche solidarische Zuschriften aus der Schweiz. Die Briefe wurden von über 2300 Menschen aus insgesamt elf Ländern unterzeichnet. «Die zahlreichen Reaktionen aus derart vielen Ländern zeigen, wie relevant dieses Thema für die Bäuerinnen und Bauern ist», sagt Tina Goethe, Expertin für das Recht auf Nahrung bei HEKS.

Das Seco hat nun mit einer offiziellen Stellungnahme reagiert. Darin anerkennt es die Sorge der Bäuerinnen und Bauern weltweit um das Recht auf Saatgut als wichtiges Anliegen und drückt Offenheit aus, «mit Partnerländern bei Bedarf individuelle Alternativlösungen zu finden». Konkrete Schritte, wie die Schweiz den Anliegen Rechnung tragen will, sind jedoch nicht ersichtlich. HEKS und Fastenaktion werden sich auch künftig dafür einsetzen, dass Schweizer Freihandelsabkommen nicht länger strenge Sortenschutzgesetze verlangen. Dies nicht zuletzt im Rahmen der neu gegründeten Saatgutkoalition, wo sie zusammen mit anderen Organisationen das Kampagnenthema «Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert» weiter verfolgen. Dazu Claudia Fuhrer, Expertin für das Recht auf Nahrung bei Fastenaktion: «Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert die Nahrung. Darum ist es wichtig, dass die Kleinbäuerinnen und -bauern weiter uneingeschränkt über Saatgut verfügen können und es nicht von Agrarkonzernen monopolisiert wird.»

Covid-19 stellte Kampagne auf den Kopf

Kurz nach dem Start der Ökumenischen Kampagne Ende Februar legte die Corona-Krise das öffentliche Leben in der Schweiz lahm. Die meisten der geplanten Suppentage, Gottesdienste und Podien mussten abgesagt werden. Auch der geplante Strassenverkauf von Rosen zum Frühlingsbeginn konnte nicht stattfinden. Damit fehlt den Entwicklungsorganisationen mindestens eine halbe Million Franken für die Entwicklungszusammenarbeit. Die 80‘000 bereits bestellten Fairtrade-Rosen von Max Havelaar wurden an Altersheime und Spitäler verschenkt – eine Geste, die auf grosses Echo gestossen ist und viele Menschen berührt hat.

Die Hilfswerke entwickelten als Alternative für die Kirchgemeinden und Pfarreien in aller Eile die Aktion «Kleine Suppe mit grosser Wirkung»: Online können sie seit Mitte März Suppentüten beziehen und ihren Mitgliedern nach Hause schicken. «Wir konnten mit grossem Teamgeist schnell Alternativen bieten und so den Esprit der Ökumenischen Kampagne weitertragen», sagt Bernd Nilles, Geschäftsleiter der Fastenaktion und fügt an: «Dass mit den Ereignissen um Covid-19 zahlreiche Spendensammlungen für die Ärmsten ausfielen, ist tragisch. Einige versuchen wir im Laufe des Jahres nachzuholen.» Wie sehr die Corona-Krise die Spendeneinnahmen beeinflusst hat und wie gross die Einbrüche sind, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen.

Ein Trost in der derzeitigen Krise bleibt laut Bernard DuPasquier, Geschäftsleiter von HEKS. «Mich beeindruckt vor allem die Welle der Solidarität, die wir aktuell erleben», führt er aus und betont gleichzeitig, dass sich diese Solidarität nicht nur auf die Schweiz beschränken dürfe, aktuell sei das Engagement der Entwicklungsorganisationen im Süden besonders wichtig.

Mediendossier mit weiterführenden Unterlagen:

Auskünfte:

Gabriela Neuhaus, Kommunikation HEKS,
, 079 435 81 30

Madlaina Lippuner, Kommunikation Ökumenische Kampagne bei Fastenaktion,
, 076 307 28 77

 

Die Ökumenische Kampagne in Kürze

HEKS (reformiert) und Fastenaktion (katholisch) führen seit 1969 jährlich eine Ökumenische Kampagne in den sechs Wochen vor Ostern durch. Seit 1994 beteiligt sich auch Partner sein, das Hilfswerk der christkatholischen Landeskirche. Die Ökumenische Kampagne hat zum Ziel, die breite Öffentlichkeit für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren, die weltweit zu über 800 Millionen Menschen in Hunger und Armut führen. Diese Realität zu erkennen, genügt jedoch nicht. Deshalb zeigen die drei Werke Handlungsmöglichkeiten auf: Das eigene Konsumverhalten zu verändern, Menschen in Südprojekten mit einer Spende zu unterstützen oder sich an einer Aktion zu beteiligen – so wird die Ökumenische Kampagne zum Inbegriff der gelebten Solidarität.

Juana Vásquez

Weil unser Kampagnengast Juana Vásquez aus Guatemala wegen der Lage zum Corona-Virus nicht in die Schweiz reisen konnte, zeigen wir Ihnen ihre Anliegen in einem Kurzfilm.

«Alles in der Natur ist miteinander verbunden und geordnet. Deshalb ist der Respekt für die Mutter, die Erde, die Natur, die Pflanzen und Tiere und der Respekt unter den Menschen fundamental», sagt Juana Vásquez, ausgebildete Lehrerin, Saatguthüterin und Widerstandskämpferin aus Guatemala. Sie setzt sich für den Erhalt des traditionellen Saatguts ein und wehrt sich mit unserer Partnerorganisation Komon Ajq’ijab’ gegen die Verbreitung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln.

Während gut zwei Wochen, von Mitte bis Ende März, wäre Juana Vásquez Arcón, eine Maya Zacapulteca aus Guatemala, in der Schweiz unterwegs gewesen. Das Programm vollgepackt, weil das Interesse an ihrer Person und an ihrer Botschaft gross war. Die zwei Wochen wären für sie – sie ist bereits 75 Jahre alt – und für uns bestimmt sehr intensiv gewesen. Doch von der Bedeutsamkeit des Kampagnenthemas überzeugt, war es für uns alle in erster Linie eine Gelegenheit, um für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Wegen der Corona-Pandemie fiel ihre Reise ins Wasser.

Damit wir Ihnen dennoch einen Einblick in die Situation in Guatemala und die Kosmovision der Maya geben können, haben unsere Partner in Guatemala eigens einen Film für die Ökumenische Kampagnen produziert. In «Saatgut ist Leben»erzählt uns Doña Juana von ihrem Leben, dem Kampf um das Saatgut und der bewegten Geschichte Guatemalas.

Die Botschaft von Juana Vásquez ist klar und sie zeigt sich kämpferisch. Sie richtet zum Schluss des Filmes ihr Wort an die Ausgeschlossenen, an die Diskriminierten und Unterdrückten: «Wir können den Wandel schaffen». Dazu fordert sie uns auf, uns zu vereinen und unsere Kräfte zu bündeln, damit das Saatgut, die Samen, das Leben nicht zerstört werden.

Mehr Informationen über Juana Vásquez finden Sie in einem Interview, welches wir mit ihr als Vorbereitung für die Kampagne geführt haben. Weitere Artikel zur Geschichte Guatemalas, der Situation der Menschenrechte und über die grassierende Straflosigkeit in dem zentralamerikanischen Land stehen interessierten Leserinnen und Lesern zur Verfügung.

 

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Bern/ Luzern. HEKS und Fastenaktion verschenken Rosen an Spitäler, Alters- und Pflegeheim. Diese wären für den Verkauf bestimmt – doch daraus wird wegen des Corona-Virus nichts. Mit der «alternativen Rosenaktion» soll den Betagten in den Heimen und den Menschen in Spitalpflege eine kleine Freude bereitet werden. Aber auch den Mitarbeitenden in den Gesundheitsinstitutionen soll durch die Rosen für ihren Einsatz gedankt werden.

Morgen Samstag hätten hunderte von Freiwilligen Rosen mit dem Label Max Havelaar für die beiden Hilfswerke Fastenaktion und HEKS verkaufen sollen. Der Erlös wäre vollumfänglich den Projekten der Werke im globalen Süden zu Gute gekommen. Doch leider können die Rosen aufgrund der Umstände jetzt nicht verkaufen werden.

Statt die Rosen verwelken zu lassen, haben die Werke beschlossen, die Rosen zu verschenken. So erhalten heute Freitag Spitäler, Alters- und Pflegeheime in Zürich, Luzern, Bern, Basel und Lausanne insgesamt 50’000 Rosen.

Damit wollen die Hilfswerke den Betagten und den Personen die im Spital sind, und die jetzt keinen Besuch mehr empfangen dürfen – und natürlich auch den Mitarbeitenden der Spitäler, Alters- und Pflegheimen, ein kleines Zeichen der Zuversicht, der Dankbarkeit und der Solidarität senden.

HEKS und Fastenaktion drücken auch allen mitmachenden Institutionen ihren Dank aus. «Wir sind tief beeindruckt, was innerhalb von drei Tagen entstehen konnte. Nur dank ihres unkomplizierten Handels in einer Zeit, in der alle vielfach gefordert sind, wurde die Aktion möglich», sagt Mischa von Arb, Koordinator der Ökumenischen Kampagne.

Weitere Informationen und Material zum Download:

Für weitere Fragen:
Mischa von Arb, Kampagnenkoordinator Fastenaktion & HEKS, Mail, +41 78 625 27 12

Mercia Andrews in Luzern. Bild: Delf Bucher

Weil unser Kampagnengast Mercia Andrews wegen der Lage zum Corona-Virus früher heimreisen musste, zeigen wir Ihnen ihre Anliegen in einem Kurzfilm und einer Videopräsentation. Film ab!

«Wer 50% des Saatgutmarktes kontrolliert, kontrolliert 50% des Nahrungsmittel-Marktes.» Die Worte von Mercia Andrews aus Südafrika sind deutlich. Seit vielen Jahren koordiniert sie ein Netzwerk von Bäuerinnenvereinigungen, welches in neun Ländern des südlichen Afrikas tätig ist. Die Machtzunahme der Agrarkonzerne sind ein grosses Thema in ihrer Arbeit. An vielen Orten ist das Tauschen, der Verkauf und der Anbau von Saatgut aus der Vorjahresernte verboten. Bäuerinnen und Bauern werden kriminalisiert, dem industriellen Saatgut der Konzerne wird Vorschub geleistet.

Mercia Andrews ist für die diesjährige Ökumenische Kampagne in die Schweiz gekommen, um von all diesen Dingen zu erzählen, in Pfarreien, Schulen, Kirchgemeinden und an Unis. Wie sich die Bäuerinnen im südlichen Afrika organisieren. Wie sie Widerstand leisten und sich für ihr eigenes Saatgut einsetzen, tagtäglich. Aufgrund der Ereignisse zum Corona-Virus ist Mercia Andrews nun früher wieder abgereist.

Jules Rampini, Biobauer aus Luthern
Ein Film, eine Präsentation und eine Webdoku

Vor ihrer verfrühten Heimreise hat sie Jules Rampini auf seinem Hof getroffen, einen alten Bekannten, Theologe und Biobauer, der mit agrarökologischen Anbaumethoden arbeitet. Wir haben die zwei mit der Kamera begleitet, um Ihnen so wenigsten einen kleinen Eindruck zu geben von ihren Anliegen. Sehen Sie sich den Film «Auch wir sind Saatgut» hier an. (Deutsch-Englisch, mit deutschen Untertiteln).

Ausserdem hat Mercia Andrews im Büro Luzern der Fastenaktion eingehender von ihrer Arbeit erzählt. Auch diese rund 30-minütige Präsentation (Englisch) wollen wir ihnen ebenfalls zugänglich machen – in der Hoffnung, auch damit etwas vom Spirit und der Expertise von Andrews zu Ihnen zu bringen.  

Und falls Sie noch mehr wissen wollen über die Arbeit von Mercia Andrews und ihren Kolleginnen: Unter dem Link «Traditionell ist nur das Saatgut» finden Sie eine spannenden Webdokumentation in Bild, Ton, Film und Text.

Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und Sichtung der Filme!

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© Fastenaktion/ HEKS

Bern/ Luzern. Dieses Jahr fällt sie erstmals seit den 17 Jahren ihres Bestehens aus: Die Fairtrade-Rosenaktion vom kommenden Samstag ist abgesagt, es werden keine Rosen verkauft. Fastenaktion, HEKS und Partner sein, deren Projekten der Erlös zu Gute gekommen wäre, ziehen Konsequenzen aus den Ereignissen.

Viele Freiwillige aus den Pfarreien und Kirchgemeinden hatten sich bereit erklärt, am Samstag, 21. März Rosen für die Projekte der Hilfswerke zu verkaufen. Daraus wird nun wegen des Corona-Virus nichts.

«Das schmerzt uns sehr. Der Aktionstag ist eine schöne Gelegenheit, um die Ökumenische Kampagne nach aussen zu tragen und er zeigt das tolle Engagement der Kirchgemeinden und Pfarreien», sagt Matthias Dörnenburg, Leiter Kommunikation Fastenaktion. «Doch die Gesundheit der Teilnehmenden geht klar vor.»

Die Fairtrade-Rosenaktion nimmt jährlich rund eine halbe Million Franken ein – Geld, das nun in den Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika fehlen wird. Dort setzen sich HEKS, Fastenaktion und Partner sein für die Überwindung von Hunger und Armut und ein Leben in Würde ein.

Was mit den über 80’000 bestellten Rosen passiert, wird nun abgeklärt. So wurden verschiedene Altersheime angefragt, ob die Rosen gratis verteilt werden dürften. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner können derzeit von ihren Angehörigen nicht oder nur vereinzelt besucht werden. Die Rosen sollen aber auch den Mitarbeitenden eine Freude bereiten, die in diesen schwierigen Zeiten arbeiten müssen. Denn Blumen sind da, um Freude zu schenken, und nicht, um in einem Kühllager zu verwelken.

Mit der App «Give a rose» können – und dies über das ganze Jahr hindurch – virtuelle Rosen verschickt und mit einer persönlichen Mitteilung versehen werden: Auch ohne Rosenaktionstag eine Möglichkeit, Freude und Zuversicht zu schenken.

Weitere Informationen und Material zum Download:

Auskünfte:

Madlaina Lippuner, Koordination Kommunikation Ökumenische Kampagne,
, 076 307 28 77.

26.02.2020, Luzern/ Bern. Derzeit verhandelt die Schweiz ein Freihandelsabkommen mit Malaysia. Tritt es in Kraft, verlieren malaysische Bäuerinnen und Bauern die Kontrolle über ihr Saatgut an die Agrarkonzerne. Das bedroht ihre Lebensgrundlage. Fastenaktion, HEKS und Partner sein unterstützen deshalb ihre Protestaktion, die mittlerweile vier Kontinente umfasst.

«Wir leben von der Landwirtschaft», sagt Borhan Omar, Gemeinderatsmitglied des Dorfes Sungai Rusa in Malaysia. Seit Generationen züchten die Bauernfamilien seiner Gemeinde ihr eigenes Saatgut. Sie vermehren, tauschen und verkaufen es. Genau das will aber ein neues Gesetz verbieten. «Wenn wir nicht mehr eigenes Saatgut produzieren dürfen, bestimmen die Saatgutfirmen den Preis. Das Gesetz verhindert zudem, dass wir den kommenden Generationen unser traditionelles Wissen weitergeben können», sorgt er sich.

Im geplanten Freihandelsabkommen fordert die Schweiz, dass Malaysia ein strenges Sortenschutzgesetz auf Saatgut einführt (gemäss UPOV 91-Abkommen). Sortenschutz – eine Art Patentschutz auf Saatgut – garantiert Züchterinnen und Züchtern Monopolrechte. Davon profitieren vor allem Agrarkonzerne, während Bäuerinnen und Bauern Saatgut nicht mehr frei tauschen und verkaufen dürfen. In Zukunft werden sie es jedes Jahr teuer von Saatgutfirmen kaufen müssen. Das Angebot der internationalen Konzerne ist auf einige wenige Sorten beschränkt und meist nicht an lokale Gegebenheiten angepasst. Damit sie wachsen und reiche Früchte tragen, brauchen sie zudem Dünger und Pestizide – von den gleichen Konzernen. Für die Agrarindustrie ist das ein saftiges Geschäft, die Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität hingegen sind verheerend.

Für HEKS, Fastenaktion und Partner sein ist das inakzeptabel. «Das von der Schweiz geforderte Sortenschutzgesetz führt dazu, dass die Menschen das Recht an ihrem eigenen Saatgut verlieren. Das widerspricht der UN-Deklaration für die Rechte von Kleinbauern und –bäuerinnen, welche 2018 von der Schweiz mitunterzeichnet wurde» sagt Tina Goethe, die bei HEKS das Thema Recht auf Nahrung betreut.

Post aus Malaysia

Heute kontrollieren drei Konzerne weltweit über die Hälfte des kommerziell gehandelten Saatgutes, darunter Syngenta mit Sitz in der Schweiz. Damit entscheiden wenige Unternehmen, was angepflanzt wird und auf den Tisch kommt. Die Folgen davon zeigen sich bereits auch in Ländern, in denen Fastenaktion und Brot für alle tätig sind.

Damit es in Malaysia nicht soweit kommt, haben Borhan Omar und rund 90 malaysische Bäuerinnen und Bauern Briefe ans Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) geschickt, welches die Verhandlungen führt. Sie wollen, dass die Forderung nach einem Sortenschutzgesetz gemäss UPOV 91 aus dem Freihandelsabkommen herausgenommen wird.

In der Schweiz wird die Aktion von zahlreichen Pfarreien und Kirchgemeinden mitgetragen. Aus eigener Betroffenheit und Solidarität mit Malaysia haben bisher über 1’000 Menschen in Afrika, Lateinamerika, der Schweiz und weiteren asiatischen Ländern ans Seco geschrieben. «Viele Partnerorganisationen aus Ländern, in denen das Sortenschutzgesetz bereits in Kraft ist, beklagen massive Einschränkungen für die Bäuerinnen und Bauern. Und dort, wo es noch nicht umgesetzt wurde, schwebe es wie ein Damoklesschwert über ihnen», sagt Claudia Fuhrer, bei Fastenaktion zuständig für Recht auf Nahrung. «Die Schweiz darf daher auch in zukünftigen Handelsabkommen mit Entwicklungsländern keine strengen Sortenschutzgesetze verlangen».

Mit Agrarökologie gegen den Klimawandel

Die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen gehört zu den wichtigsten Verursachern des Klimawandels. Die Hilfswerke setzen sich deshalb für eine Stärkung von agrarökologischen Anbaumethoden ein, die sowohl Prävention gegen den Klimawandel sind, als auch Antwort darauf.

Die Agrarökologie basiert auf der Erfahrung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft: Pflanzensorten werden so kombiniert, dass sie sich gegenseitig vor Schädlingen schützen und mit Nährstoffen versorgen. Bauernfamilien, die mit ihrem eigenen Saatgut arbeiten, pflanzen viele verschiedene Sorten und fördern damit die Biodiversität. Sie passen ihre Pflanzensorten laufend den neuen Gegebenheiten an. Das ist zentral für ein intaktes Ökosystem und eine ausgewogene Ernährung.

Unter dem Motto «Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert» fordern Fastenopfer, HEKS und Partner sein in der Ökumenischen Kampagne: Bäuerliches Saatgut und die Kontrolle darüber muss in den Händen der Bäuerinnen und Bauern bleiben. 

Mediendossier mit weiterführenden Unterlagen:

Auskünfte:

Tina Goethe, Dossier Recht auf Nahrung HEKS,
, 031 380 65 93 / 076 516 59 57

Claudia Fuhrer, Programmverantwortliche Recht auf Nahrung Fastenaktion,
, 041 227 59 42

Matthias Dörnenburg, Leiter Kommunikation Fastenaktion,
, 041 227 59 21

Gabriela Neuhaus, Medienverantwortliche HEKS,
, 031 380 65 71

Die Ökumenische Kampagne in Kürze

HEKS (reformiert) und Fastenaktion (katholisch) führen seit 1969 jährlich eine Ökumenische Kampagne in den sechs Wochen vor Ostern durch. Seit 1994 beteiligt sich auch Partner sein, das Hilfswerk der christkatholischen Landeskirche. Die Ökumenische Kampagne hat zum Ziel, die breite Öffentlichkeit für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren, die weltweit zu über 800 Millionen Menschen in Hunger und Armut führen. Diese Realität zu erkennen, genügt jedoch nicht. Deshalb zeigen die drei Werke Handlungsmöglichkeiten auf: Das eigene Konsumverhalten zu verändern, Menschen in Südprojekten mit einer Spende zu unterstützen oder sich an einer Aktion zu beteiligen – so wird die Ökumenische Kampagne zum Inbegriff der gelebten Solidarität.

Über 4500 Personen gingen am 22. Februar auf die Strasse um für eine sozialere und ökologischere Landwirtschaft zu demonstrieren. Bäuerinnen, Bürger, Politikerinnen und Aktivisten von jung bis alt sorgten für einen bunten und fröhlichen Umzug. In Vorfeld hatten die Beteiligten gemeinsam die Vision 2030 erarbeitet, um zu skizzieren wie die Schweizer Landwirtschaft in 10 Jahren aussehen könnte. Diese wurde im Anschluss an die Demo an Parlamentarier und Parlamentarierinnen übergeben.

Die Saatgutkoalition war durch HEKS und Fastenaktion mit einem Stand auf dem Bundesplatz vertreten. Tina Goethe konnte mit einer kurzen Rede auf die Problematik des Saatguts aufmerksam machen. Die Briefaktion stiess auf grosses Interesse. 230 Personen haben während der Demo einen Brief an das Seco geschrieben, mit der Forderung, künftig in den Freihandelsabkommen darauf zu verzichten, andere Länder zu einem restriktiven Sortenschutz zu zwingen und damit die Rechte der Bäuerinnen und Bauern zu beschneiden.

Alle Bilder und mehr Infos zur Briefaktion finden Sie hier.

Vision 2030 von Landwirtschaft mit Zukunft

 

«Ich bin heute hier, weil wir uns dafür einsetzen, dass das Saatgut in den Händen von Bäuerinnen und Bauern bleibt. Wir von HEKS und Fastenaktion unterstützen Bauernorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika in ihrem Widerstand gegen den Versuch der Agrarkonzerne, Saatgut zu privatisieren und zu monopolisieren.

Ich bin begeistert, dass wir heute so viele sind. Und dass wir gemeinsam eine Landwirtschaft wollen, die sozial ist, die ökologisch ist, die bäuerlich ist.

Saatgut ist dafür zentral. Es steht am Anfang jeder Lebensmittelproduktion. Wenn das Saatgut nicht mehr in der Hand von Bäuerinnen und Bauern ist, können wir unsere Vision einer sozial-ökologischen Landwirtschaft nicht erreichen.

In den Industrieländern haben die Konzerne den Saatgutmarkt längst übernommen. Und es sind nur noch eine Handvoll grosser Agrarfirmen, die den kommerziellen Saatgutmarkt weltweit kontrollieren. Bayer-Monsanto aus Deutschland, Corteva-Agriscience aus den USA. Und natürlich Syngenta, mittlerweile chinesisch, aber mit Hauptsitz in Basel. Die drei teilen 60 Prozent des kommerziellen Saatgutmarktes unter sich auf. Das ist ein Skandal. Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert unsere Ernährung.

Diese Übermacht der Unternehmen dürfen nicht akzeptieren! Sie haben viel zu viel Einfluss darauf, wie die Landwirtschaft heute und in Zukunft aussieht.

Ihren Einfluss setzen die Firmen auch in Afrika, Asien und Lateinamerika ein, um neue Märkte zu erschliessen. Und die Schweiz unterstützt sie dabei tatkräftig.

Das Vehikel dazu sind Freihandelsabkommen. Wenn die Schweiz verhandelt, sind die Interessen der Agrarkonzerne immer mit an Bord. Beim Abkommen mit Indonesien zum Beispiel, hat die Schweiz durchgesetzt, dass Indonesien ein strenges Sortenschutzgesetz verabschieden muss.

Sortenschutz ist eine Art Copyright auf Saatgut. Damit erhalten die Konzerne auf ihre Sorten das alleinige Verfügungsrecht. Wer solches Saatgut kauft, darf es genau einmal aussäen.

Alles andere ist den Bauern verboten: sie dürfen solcherart sortengeschütztes Saatgut nicht aus der Ernte zurückbehalten für die nächste Aussaat. Sie dürfen es nicht mit anderen tauschen. Sie dürfen es nicht auf dem lokalen Markt verkaufen.

Auf all das drohen mit dem neuen, strengen Sortenschutz hohe Strafen. Aber genau das: Nachbau, Tausch und Verkauf auf dem lokalen Markt machen die Bäuerinnen und Bauern seit Jahrtausenden. In Ländern des globalen Südens sind diese Praktiken auch heute noch Grundlage für Ernährungssicherheit und biologische Vielfalt.

Wenn jetzt die Schweiz Länder wie Indonesien und aktuell auch Malaysia dazu drängt, strenge Sortenschutzgesetze zu verabschieden, dann schützt sie damit nur die Interessen der Agrarkonzerne. Und bringt damit die Länder dazu, die bäuerlichen Saatgutsysteme zu zerstören.

Verantwortlich für die Verhandlungen der Freihandelsabkommen ist das Staatssekretariat für Wirtschaft, das Seco. Im Moment laufen die Verhandlungen zum Abkommen mit Malaysia.

Darum schicken im Moment Bauern und Bäuerinnen aus Malaysia und vielen anderen Ländern weltweit Briefe ans Seco. Sie fordern, dass das Seco aufhört, in den Freihandelsabkommen strenge Sortenschutzgesetze zu verlangen.

Schliesst Euch den Bauern und Bäuerinnen an. Schreibt auch Ihr einen Brief an das Seco. An unserem Stand haben wir die Briefe vorbereitet. Kommt unbedingt vorbei. Wir freuen uns riesig über Eure Unterstützung – damit das Saatgut in den Händen der Bäuerinnen und Bauern bleibt!»

Setzen Sie sich mit uns für die Menschenrechte ein

Hier können Sie den Betrag wählen, den Sie spenden möchten
Banner an einem Agrarökologie-Forum im Senegal.

Fastenaktion und HEKS setzen sich stark für Agrarökologie als zukunftsfähige Anbaumethode ein. Worum geht's da genau? Mareike Jäger ist Dipl. Ing. Agr. Landwirtin, arbeitet an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil und gibt Auskunft.

Was ist Agrarökologie? Gibt es unterschiedliche Ansätze?

Weltweit existieren verschiedene Ansichten darüber, was unter dem Begriff Agrarökologie zu verstehen ist. Die Forschung sieht darin vor allem eine wissenschaftliche Disziplin, welche die Wechselwirkung zwischen Agrarökosystemen und Kulturlandschaften untersucht. Während zum Beispiel in Brasilien die Agrarökologie als eine Art ökologische Landwirtschaft institutionalisiert ist, entwickelte sich in Europa der Biolandbau als eine Bewegung für eine nachhaltige Form der Landwirtschaft als verwandtes Konzept aus der Agrarökologie-Bewegung heraus. Es entstehen neuartige Formen der Landbewirtschaftung und vielfältige Produktionssysteme, die sich natürliche Ökosysteme zum Vorbild nehmen.

Wo und wie kommt sie in der Schweiz zum Einsatz?

Die Agrarpolitik unterstützt zwar die Schaffung vielfältigerer Strukturen zur Förderung der Biodiversität auf dem Landwirtschaftsbetrieb, doch gefördert wird eher ein künstliches Nebeneinander von Produktions- und Ökofläche. Konsequent umgesetzte agrarökologische Produktionsformen wie die Permakultur sind heute noch selten in der Schweiz.

Warum ist Agrarökologie erfolgversprechend?

Wir sehen bei den Agroforstsystemen, dass die Folgen des Klimawandels stärker abgepuffert werden können. Baumstrukturen auf Ackerflächen können helfen, die Wasserhaltefähigkeit der Böden zu verbessern und die Verdunstung zu verringern. Insgesamt wird man es schaffen müssen die Resillienz des gesamten Systems zu verbessern, anstatt einzelne kleine Hebel einzusetzen – wie der immer perfektioniertere Einsatz von Technik und Smartfarming.

Welches ist die grösste Herausforderung bei der Umsetzung?

Letzten Endes sind agrarökologische Methoden noch wenig bekannt in der breiten Praxis. Es wird, gemessen am Forschungsbudget für die konventionelle Landwirtschaft, kaum in die Forschung nachhaltiger Produktionssysteme investiert. Auch in der Ausbildung an den landwirtschaftlichen Schulen sind agrarökologische Themen heute noch Mangelware. Vor allem in den Bereichen Forschung und Bildung sehe ich den grössten Entwicklungsbedarf. Die Agrarpolitik ist insgesamt an agrarökologischen Themen interessiert, stösst aber immer wieder Grenzen, wenn es darum geht, neue Methoden und Nutzungsformen in der Landwirtschaft an das Direktzahlungssystem anzupassen. So bleiben nachhaltige Methoden für Landwirte häufig finanziell unattraktiv.

Wie kann jede und jeder Einzelne agrarökologisch anbauen?

Jeder Einzelne kann mit seinem Konsumverhalten dazu beitragen, die Agrarökologie zu fördern, indem möglichst regional, fair und saisonal eingekauft wird – im besten Fall direkt auf den Betrieben. In vielen grösseren Städten der Schweiz entstehen neue solidarische Landwirtschaftsprojekte, wo auch Menschen ohne Höfe sich einbringen können und wo sowohl Risiko als auch Ernte mit den Landwirten geteilt wird. Viele agrarökologische Methoden eignen sich auch für die Nachahmung im Kleinen: von der Kräuterspirale im Garten bis zum Wurmkomposter auf dem Balkon. Wer mehr Platz hat, pflanzt Wildobststräucher und einheimische Blühstauden im Garten.

Setzen Sie sich mit uns für die Menschenrechte ein

In der Zeit vor Ostern, während der Ökumenischen Kampagne, bieten Fastenaktion und HEKS die Möglichkeit an, sich einer Fastengruppe anzuschliessen. Sie wollen dies ebenfalls tun? Dann freuen wir uns! Hier finden Sie alle Infos.

Fasten mache solidarisch und empfänglich für die Not von Anderen, sagt die Theologin und Fastengruppen-Koordinatorin Dorothea Loosli. Im Interview erklärt sie, was mit dieser Solidarität gemeint ist und wie diese zu Stande kommt.

 

Dorothea Loosli koordiniert seit 2013 die Fastengruppen von Fastenopfer und Brot für alle. Foto: © lobe.photo

Sie haben selber eine Fastengruppe begleitet und diese eine Woche lang täglich getroffen. Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Unter den Teilnehmenden ist eine riesige Solidarität entstanden. Zu sehen, dass auch andere mit denselben Dingen zu kämpfen hatten, hat die Fastenden sehr verbunden. Dass es noch etwas gibt, was für sie ohne Gruppe nicht möglich gewesen wäre, empfanden viele als schöne Erfahrung – dies im Gegensatz zu unserem häufigen Hang zum Individualismus.

Wie sieht es mit der Verbundenheit nach aussen aus?

Die ganze Wahrnehmung wird sensibler. Ein Teilnehmer hat erzählt: „Ich bin heute an der Bäckerei vorbeigefahren, es hat so fein nach frischen Brötchen geduftet! Aber ich muss ja nur eine Woche verzichten. Da ist mir bewusst geworden, was Hunger haben für Menschen in armen Ländern bedeuten muss.“ Sie kämpfen jeden Tag ums Überleben und können nicht einfach – wenn nicht jetzt, dann eben nächste Woche – ihren Hunger stillen.

Weshalb greifen Fastenaktion und HEKS denn das Fasten auf?

Die beiden Werke beschäftigen sich stark mit dem Recht auf Nahrung. Fasten sensibilisiert uns für unser Essverhalten. In den Fastengruppen versuche ich zu zeigen, wie unser Konsum die Lebensbedingungen in anderen Ländern beeinflusst. Wir konsumieren Pouletbrüstchen und werfen den Rest des Huhns mit Exportsubventionen auf fremde Märkte, wo sie den lokalen Markt kaputtmachen. Solche Zusammenhänge sind den Fastenden oft nicht bewusst.

Sie sprechen den Stellenwert der Nahrung an.

Ja. In Kolumbien habe ich einen vertriebenen Bauern getroffen. Auf schlechtem Boden musste er etwas aufbauen. Er erzählte mir, er sei immer bereit gewesen, einen Teil von seinem Soja an Europa abzugeben – schliesslich müsse doch auch Europa Hunger haben. Sein Sohn habe nun im Internet gelesen, dass wir Unmengen an Soja für Tierfutter brauchen – nur, um Fleisch essen zu können. Das mache ihn unendlich traurig, er fühle sich hintergangen.

2019 entstanden 120 Fastengruppen. Wie erklären Sie sich das wachsende Interesse fürs Fasten?

Wir rennen oft wie im Hamsterrad, müssen immer mehr Leistung erbringen. Die Suche nach etwas, das uns entschleunigt, bringt sicher viele auf das Fasten. Andere wiederum fasten, weil Sie zu viel Gewicht haben. So lässt sich Ballast abwerfen – körperlich, aber eben auch geistig. Während dem Fasten gelingt es mir oft besser, Dinge loszulassen oder abzuschliessen. Es gibt mir Sicherheit, zu merken, dass ich ein paar Tage ohne Essen auskomme. Ausserdem ruht der ganze Verdauungstrakt. Das setzt ungeahnte Energie frei, die ich nicht für die Verdauung aufwenden muss.

Würde uns allen „ein Bisschen“ Fasten denn gut tun?

Es muss unbedingt ein freiwilliger Verzicht sein. Es soll uns doch auch Freude machen! Und es zeigt sich: Viele Leute sind sehr angetan von einem genügsamen Leben, sie fangen an, über eine gerechtere Welt nachzudenken, vielleicht sogar über alternative Wirtschaftsformen. Solche Gedanken, die das Wohl von anderen berücksichtigen, finde ich sehr wertvoll.

Der Ständerat hat gestern einen Alibi-Gegenvorschlag verabschiedet. Damit hat sich die Konzernlobby durchgesetzt. Konzerne wie Glencore und Syngenta sollen nicht für angerichtete Schäden geradestehen müssen, sondern bloss einmal im Jahr eine Hochglanzbroschüre veröffentlichen.

Nach dem Entscheid des Ständerats wird die Schweiz wahrscheinlich nächstes Jahr über die Konzernverantwortungsinitiative abstimmen. Der von Bundesrätin Keller-Sutter kurzfristig zurechtgezimmerte Alibi-Gegenvorschlag fand im Ständerat eine Mehrheit. Diese Vorlage wird selbstverständlich nicht zu einem Rückzug der Initiative führen, da sie keinerlei verbindliche Regeln bringt.

Die Mehrheit des Ständerats stellt sich mit dem Entscheid schützend vor skrupellose Konzerne wie Syngenta und Glencore und verhindert damit, dass diese Konzerne in Zukunft für Menschenrechtsverletzungen geradestehen müssen. Der verabschiedete Alibi-Gegenvorschlag bringt keinerlei Verbesserungen, soll aber den Stimmberechtigten vorgaukeln, dass es die Konzernverantwortungsinitiative nicht mehr brauche.

Dick Marty ist überzeugt, dass die Bevölkerung dieser Trickserei nicht auf den Leim geht:

«Ich bin überzeugt, dass der Alibi-Gegenvorschlag die Stimmberechtigten nicht verunsichern wird. Denn wir alle wissen, dass gerade die skrupellosesten Konzerne noch so gerne Hochglanzbroschüren veröffentlichen. Konzerne wie Glencore werden erst anständig wirtschaften, wenn Menschenrechtsverletzungen auch Konsequenzen haben und sie dafür geradestehen müssen.»

Abstimmung nächstes Jahr

Die Abstimmung findet wahrscheinlich im Herbst/Winter 2020 statt. Der Abstimmungskampagne sieht Dick Marty gelassen entgegen:

«Die grosse Unterstützung – gerade auch aus Wirtschaftskreisen – stimmt mich optimistisch. Ich bin sehr zuversichtlich, denn unsere Initiative fordert eine Selbstverständlichkeit. Wenn Konzerne das Trinkwasser vergiften oder ganze Landstriche zerstören, sollen sie dafür geradestehen.»

Nach über zwei Jahren Beratungen in 20 Kommissionssitzungen und trotz zweimaliger klarer Zustimmung des Nationalrates hätte der Ständerat die Gelegenheit gehabt, einen breit getragenen Kompromiss zu verabschieden. Dieser hätte zu minimalen Regeln gegen die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen durch Konzerne geführt. Die Initiant/innen hatten angekündigt, im Falle einer definitiven Verabschiedung die Initiative zurückzuziehen.

Jetzt liegt es am Nationalrat, ob er an seinem Gegenvorschlag festhalten will. Mit dem Entscheid des Ständerats ist aber eine Abstimmung sehr wahrscheinlich geworden.

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Luzern, 22. September 2019.
An einer Gedenkfeier am Fuss des Pizolgletschers verabschiedeten sich am Sonntag über 200 Personen von dem einst mächtigen Eisstrom, der als erster Schweizer Gletscher aus dem Messnetz des Bundes gestrichen wird. Als Auftakt zu einer klimapolitisch entscheidenden Woche machten Entwicklungs- und Umweltorganisationen mit der Feier im Hochgebirge auf die dramatische Klimaerwärmung aufmerksam, die nicht nur den Gletschern zusetzt. Im globalen Süden äussert sie sich vor allem in Dürren und Überschwemmungen, wie ein Gast aus Laos erklärte. Abgerundet wurde die Feier mit Alphornklängen und einem Gletschersegen.

Der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich erforscht den Pizolgletscher seit über zehn Jahren. Dieses Jahr habe er den Pizolgletscher wohl das letzte Mal vermessen, erklärte Huss an der von Fastenaktion, HEKS, Alpen-Initiative, Greenpeace, oeku und Verein Klimaschutz Schweiz veranstalteten Gedenkfeier. Denn er wurde als erster Gletscher aus dem Schweizer Messnetz gestrichen. Huss wies auf den deutlichen Zusammenhang zwischen Gletscherschmelze und Klimawandel hin. «Die Häufung von extrem warmen Jahren hat dazu geführt, dass der Pizolgletscher richtiggehend zerfällt». Dabei ist nicht nur der Pizolgletscher betroffen: Unzählige kleine Gletscher in den Alpen werden in den nächsten Jahrzehnten ein ähnliches Schicksal erleiden.

Der Klimawandel betrifft uns alle, wie Khonemany Inoukham, Koordinatorin von Fastenaktion in Laos eindrücklich schildert: «Kurz bevor ich in die Schweiz kam, wurde mein Land von mehreren Stürmen getroffen. Getreidefelder wurden überschwemmt, Familien mussten aus ihren Häusern fliehen und haben Land und Besitz verloren.» Viele ärmere Länder seien vom Klimawandel betroffen, ihnen fehlten aber die Mittel, um darauf zu reagieren. Inoukham forderte deshalb die Schweiz und die industrialisierten Länder auf, dringend etwas gegen den Klimawandel zu tun, denn die Folgen müssten primär die ärmsten Länder tragen.

Der Gedenkfeier einen geistlichen Impuls aus christlicher Perspektive gewährte der Theologe und Seelsorger Eric Petrini. Er zeigte auf, dass der Klimawandel ein Problem ist, dem man sich nun endlich und entschieden stellen muss: «Sich für den Umweltschutz zu engagieren und sich für Nachhaltigkeit einzusetzen ist kein Spiel. Die Schöpfung zu bewahren ist Göttlicher Auftrag an uns alle. Weil wir alle Teil dieser Schöpfung sind und im Bewahren der Schöpfung sich unser Menschsein erst wirklich zeigen.»
Bevor die Feier mit Alphornklängen zu Ende ging, legte Eric Petrini am Fusse des Gletschers einen Kranz nieder und betete um Beistand und Segen im Engagement für den Klimaschutz.

Auftakt zur Klimawoche

Die Folgen des Klimawandels können nur durch resolute Massnahmen aufgehalten werden. Am Fuss des fast vollständig geschmolzenen Pizolgletschers – ein trauriges Symbol für den menschgemachten Klimawandel – forderten die Entwicklungs- und Umweltorganisationen die Schweiz auf, endlich die Massnahmen des 2015 beschlossenen Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Die Gedenkfeier auf dem Pizol markierte zudem den Auftakt zu einer Woche, die ganz im Zeichen des Klimas steht: Am 23. September findet der Weltklimagipfel der UNO statt, gleichentags debattiert der Ständerat über das neue CO2-Gesetz. Am Freitag, 27. September, sind in der ganzen Schweiz Klimastreiks geplant, und am 28. September gipfelt die Klima-Woche in die grosse nationale Demonstration der Klima-Allianz in Bern.

Weiterführende Links:

https://www.gedenkfeier-pizol.ch/

Bilder:

Google Drive

Weitere Informationen:

Stefan Salzmann, Fachverantwortlicher Energie & Klimagerechtigkeit Fastenaktion, Co-Präsident Klima-Allianz (Deutsch und Englisch)
+41 227 59 53

Alessandra Degiacomi, Netzwerk-Koordinatorin, Verein Klimaschutz Schweiz (Deutsch und Englisch)
+41 79 630 74 79