IT-Rating 2017

Fortschritte beim Umgang mit Konfliktrohstoffen – Einbussen bei den Arbeitsbedingungen

Insgesamt können im Vergleich zur Untersuchung von 2014 leichte Verbesserungen festgestellt werden. Die Mehrzahl der Firmen erhielt für die meisten Kriterien in allen drei Themenbereichen mehr Punkte als 2014. Zudem zeigt sich ein gewisses Mainstreaming: Einige Nachzügler aus dem Rating von 2014 haben deutliche Fortschritte gemacht, insbesondere Asus, aber auch Samsung und Lenovo. Auch aus dem Mittelfeld von 2014 gibt es einige Firmen, die mittlerweile zu den Vorreitern aufschliessen konnten: Das gilt für Dell und Apple. Am oberen Ende der Skala scheinen die progressiven Veränderungen jedoch stagniert zu haben. Ausserdem existieren nach wie vor Firmen, die den angesprochenen Themen keine Wichtigkeit beizumessen scheinen und die sehr intransparent kommunizieren, wie zum Beispiel HTC und Huawei. Die grössten Verbesserungen seit 2014 sind im Bereich «Konfliktmineralien» zu verzeichnen, die geringsten Fortschritte im Bereich «Arbeitsrechte».

Firmen wie Lenovo, Samsung oder Asus, die 2014 im Mittelfeld beziehungsweise auf den hintersten Ratingplätzen standen, haben aufgeholt. Dies wird auch durch eine detailliertere und transparentere Berichterstattung ersichtlich – insbesondere bei Asus und Samsung. Gleichzeitig scheint das Management der Lieferkette in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte inklusive Arbeitsrechte bei diesen Firmen an Bedeutung gewonnen zu haben. In den oberen Bereichen der Skala – insbesondere bei HP und Apple – zeigen sich hingegen keine nennenswerten Fortschritte in Bezug auf Arbeitsrechte. Im Gegenteil haben manche Firmen sogar an Punkten eingebüsst, da sie es versäumt haben, ihren Worten von 2014 Taten folgen zu lassen. So engagiert sich Apple heute weniger im Multistakeholder-Dialog als 2014 und machte gegenüber 2014 Rückschritte bei der Transparenz von Audits, die damals durch die Mitgliedschaft bei der Fair Labor Association gewährleistet war. HP scheint gleichzeitig das Engagement für Existenzlöhne nicht im gleichen Mass fortgeführt zu haben. Die fortschrittliche Klausel bezüglich der Gewerkschaftsfreiheit in Ländern, wo diese ansonsten eingeschränkt ist, hat HP aus ihrem Kodex gestrichen beziehungsweise durch den weniger weitgehenden RBA-Branchenkodex ersetzt. Einzig Dell fällt positiv auf und konnte in Bezug auf arbeitsrechtliche Aspekte in der Lieferkette gemeinsam mit HP und Apple die beste Platzierung erreichen.

Grosse Verbesserungen hat die Industrie bei der Beschaffung von sogenannten Konfliktrohstoffen erzielt. Heute publizieren die meisten untersuchten Firmen einen speziellen Bericht betreffend Konfliktmineralien und legen darin die Schmelzereien in ihrer Lieferkette offen. Die Identifikation der Schmelzereien ist Voraussetzung für die Wahrnehmung der Sorgfaltsprüfung bis hin zu den Minen. Verschiedene der untersuchten Firmen haben in diesem Bereich die Vorreiter von 2014 eingeholt. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass das amerikanische Dodd-Frank-Gesetz von 2010, welches von börsenkotierten Unternehmen Transparenz im Umgang mit Rohstoffen aus Konfliktgebieten wie der DR Kongo verlangt, seit 2016 auch in Europa nachvollzogen wird. Gegenüber 2014 lässt sich ausserdem feststellen, dass die untersuchten Firmen zunehmend auch die Problematik des Kobaltabbaus aufnehmen und die Erkenntnisse und Abläufe im Umgang mit den bisherigen Konfliktrohstoffen nun auch beim Kobalt anwenden.

Im Umweltbereich konzentriert sich die Bewertung 2017 hauptsächlich auf Treibhausgasemissionen und schädliche Substanzen innerhalb der Produkte wie beispielsweise PVC und Phthalate. Hinsichtlich der Reduktion von Treibhausgasemissionen haben viele der untersuchten Firmen, insbesondere solche, die 2014 im Mittelfeld lagen, klare Fortschritte gemacht. Die Vorreiter HP und Apple setzen sich mittlerweile die Verwendung von 100 Prozent erneuerbarer Energie zum Ziel. Gleichzeitig mit der Strategie und Umsetzung hat sich auch die Berichterstattung im Umweltbereich verbessert. Selbst für Firmen im unteren Bereich der Ratingskala von 2014 scheint die entsprechende Transparenz mittlerweile wichtiger zu sein. Bei der Verwendung schädlicher Substanzen innerhalb der Produkte scheinen die progressiven Entwicklungen hingegen eher stagniert zu haben. Das Thema geniesst deutlich weniger Aufmerksamkeit als 2014. Mehrere Firmen haben es versäumt, ihre Ziele zu aktualisieren und damit ein langfristiges Engagement in diesem Bereich zu zeigen.