
Novos Paradigmas – Bericht vom Weltsozialforum in Salvador do Bahia
HEKS und Fastenaktion haben mit der Ökumenischen Kampagne 2018 ein grosses Thema lanciert: «Gemeinsam für eine Welt, in der alle genug zum Leben haben». Nicht weniger als ein gesellschaftlicher Wandel wird gefordert. Auch am Weltsozialforum 2018 in Salvador werden zeitgleich die grossen Fragen diskutiert: Welche Elemente sind zentral für einen Paradigmenwechsel? Wie kann ein gesellschaftlicher Wandel angestossen werden? Denn eines ist allen Anwesenden klar: Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sondern auch dringend nötig.
Der Slogan des Forums, Resistir É Criar, Resistir É Transformar (Widerstand ist Erschaffen, Widerstand ist Transformation), fasst die Debatten gut zusammen. Widerstand ist wichtig. Denn für einen erfolgreichen gesellschaftlichen Wandel müssen die nötigen Freiräume geschaffen werden. Die indigene Kandidatin für das Vize-Präsidialamt Brasiliens, Sônia Guajajara, erklärt in einer mitreissenden Rede, wieso der Kampf für die Selbstbestimmung der indigenen Völker und für ihre Lebensformen ein wichtiges Element des Paradigmenwechsels ist. Der Kampf für eine Verschiebung der Machtverhältnisse weg von den Privilegierten hin zu den lokalen Gemeinschaften ist zentral. Denn diese Gemeinschaften sind die Basis für das Erschaffen von Neuem, von lokalen aufs Gemeinwohl ausgerichteten Produktions- und Konsumzyklen.
Pablo Solón, ehem. UN-Botschafter Boliviens, hebt klar hervor, dass für einen systemischen Wandel der Anthropozentrismus, überwunden werden muss. Es reicht nicht, fossile Energieträger einfach durch Solarenergie zu ersetzen. Ein kultureller Wandel muss den technologischen Wandel begleiten, denn unsere Konsummuster sind alles andere nachhaltig. Damit diesbezüglich ein echter Wandel geschehen kann, muss jede und jeder auch sich selber und seinen Beitrag zum Wohl aller hinterfragen. Diese innere Transformation wurde von verschiedenen Rednerinnen und Rednern als besonders wichtig hervorgehoben.
Nach zwei Tagen geht die Diskussionsrunde zu «neuen Paradigmen» zu Ende. Die Diskussionen waren intensiv und oft inhaltlich sehr reich. Gerade deshalb, weil die Teilnehmenden aus der ganzen Welt angereist sind. Die Dynamik des Weltsozialforums sorgt auch immer wieder für Überraschung.
Eine Gruppe von Aktivisten hat kurzerhand das Zelt gekapert und mit Musik und Gesang für ihr Anliegen, nämlich behinderte Menschen, geworben. So geht das am Weltsozialforum. Mit viel Elan im Einsatz für eine andere Welt.
David Knecht (Fastenaktion)
- Die Eröffnungsdemo des Weltsozialforums wird von Sambagruppen begleitet. Die Demo ist lebendig und verströmt Energie. (Bild: Daniel Hostettler/Fastenopfer)
- Der Ruf nach einem grundlegenden gesellschaftlichen Wandel ist auch einer nach anderen Geschlechterverhältnissen. Frauenbewegungen sind ein wichtiger Teil des WSF. Ohne Geschlechtergerechtigkeit ist auch eine andere Welt nicht möglich. (Bild: Daniel Hostettler/Fastenopfer)
- Tausende gehen an der Eröffnungsdemo des WSF für eine andere Welt auf die Strasse. Die Stimmung ist laut und fröhlich, Fahnen in allen Farben leuchten in den Strassen Salvadors. Bunt und vielfältig muss der Wandel sein. (Bild: Daniel Hostettler/Fastenopfer)
- Pablo Solón, ehem. UN-Botschafter Boliviens, erklärt, wie eine Solarrevolution in Bolivien vonstattengehen könnte. (Bild: David Knecht/Fastenopfer)
- Blick in das Gelände des WSF. (Bild: David Knecht/Fastenopfer)
- Sonia Guajajara, indigene Kandidatin für das Vize-Präsidialmant. (Bild: David Knecht/Fastenopfer)
- Tagung „Novos Paradigmas“ (Ein grosser Workshop innerhalb des WSF-Programms).
- Indigene Völker sind seit Anfang Teil des Weltsozialforums. Ihre Gesellschaften sind uns in vielen Aspekten des Zusammenlebens voraus. Teil sein des Wandels heisst auch, bestehende Erfahrungen kennenzulernen und im eigenen Kontext anzuwenden. (Bild: Daniel Hostettler/Fastenopfer)