IT-Rating 2017

Transparenz bleibt ein Knackpunkt

Generell ist Transparenz in der Elektronikindustrie ein schwieriges Thema. Aufgrund der hohen Konkurrenz rund um schnelle technische Neuerung halten sich viele Markenfirmen bedeckt.

Die Lieferketten sind lange und komplex und reichen über mehrere Ebenen von Zulieferern und Unterlieferanten. Dies erschwert den Einblick in die Produktionsbedingungen. Zwischen den einzelnen Firmen bestehen gleichzeitig erhebliche Unterschiede bezüglich der Verfügbarkeit öffentlich zugänglicher Informationen. Insbesondere ist ein Graben festzustellen zwischen einerseits amerikanischen und westlichen Firmen und andererseits solchen aus dem asiatischen Raum. Erstere scheinen im Vergleich zu letzteren mehr Gewicht auf transparente Kommunikation zu legen. Bei Firmen wie Huawei und HTC ist den CSR-Berichten kaum Substanzielles zu entnehmen. Asus hat im Vergleich zu 2014 die meisten Punkte für Transparenz dazugewonnen und dadurch zum Mittelfeld aufgeschlossen. Die Firmen im Mittelfeld der Ratingskala – nebst Asus auch Samsung, Lenovo, Acer und Sony – weisen eine transparentere CSR-Berichterstattung auf mit grundsätzlichen Informationen zur Lieferkette. Die Führungsrolle von HP, Apple und Dell innerhalb der Gesamtbewertung 2017 hat nicht zuletzt mit der ausführlicheren Berichterstattung zu ihren Lieferketten zu tun. Die veröffentlichten Informationen enthalten mehr Substanz, inklusive Namen und Adressen der Zulieferbetriebe, welche die direkte Nachverfolgung von Informationen möglich machen. Auch bei diesen Firmen scheint die Transparenz jedoch Grenzen zu haben. Seit 2014 hat sich etwa bei der Audit-Berichterstattung kaum etwas verändert. Die veröffentlichten Statistiken der untersuchten Firmen lassen kaum Rückschlüsse auf den Umgang mit zentralen Themen zu wie zum Beispiel dem Anteil der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterinnen und Arbeiter oder Beschwerdemechanismen und -ergebnissen. Apple hat bezüglich Transparenz gegenüber 2014 Rückschritte gemacht. Die Firma verzichtet nun auf die Veröffentlichung ihrer Audit-Resultate, wie es die frühere Zusammenarbeit mit der Fair Labour Association verlangte. Ein besonderer Knackpunkt besteht bei der Tiefe der Berichterstattung. In dieser Hinsicht hat sich gegenüber 2014 wenig verändert; die meisten Firmen veröffentlichen Informationen nur für direkte Lieferanten und teilweise noch für deren Zulieferer. Der Einbezug von weitergehenden Zulieferebenen wird trotz elektronisch relativ einfach zu bewerkstelligender Kommunikation häufig als zu schwierig erachtet. Dadurch steigt das Risiko von nicht-konformen Arbeitsbedingungen in diesen «versteckten» Zulieferunternehmen zusätzlich.

Bei der Berichterstattung zur Herkunft von potenziellen Konfliktmineralien und zu Treibhausgas-Emissionen sind gegenüber 2014 hingegen Fortschritte zu verzeichnen. Dies lässt sich, wie schon erwähnt, auch auf die Verbindlichkeit internationaler Normen und Gesetze in diesen Bereichen und auf entsprechende Anreizsysteme zurückführen.