Anregungen für den Unterricht
Mit Kindern und Jugendlichen über die Themen «Hunger» und «Recht auf Nahrung» zu sprechen ist herausfordernd. Was wissen sie wirklich darüber? Wie kann man sie dafür sensibilisieren, dass Menschen für Profitmaximierung ausgebeutet werden? Dass die Menschen, die einen Grossteil des weltweiten Saatguts ernten, selbst kaum etwas davon erhalten? Die folgenden Unterrichtsvorschläge sollen ihnen spielerisch verdeutlichen, was auf dem Spiel steht und wie sie selbst aktiv und solidarisch handeln können
Zyklus 1 – Unterstufe
Ungerechtigkeit greifbar machen
In vielen Teilen der Welt sind der Zugang zu Saatgut und dessen Kontrolle eingeschränkt – durch Armut, Klimaerwärmung, problematische Gesetze oder wirtschaftliche Abhängigkeit. Was für uns alltäglich scheint, ist für andere ein kostbares Gut. Durch Bezüge zur eigenen Lebenswelt wird diese Ungerechtigkeit auch für die Kinder bei uns greifbar.
Kinder entdecken in dieser Unterrichtseinheit, wie wichtig es ist, dass alle Menschen säen und ernten können. Als Einstieg zeigt der Film «Der Kern», was für eine Kraft in einem kleinen Samenkorn steckt und dass nicht alle Menschen das Glück haben, über eigenes Saatgut zu verfügen. Das Stickbild «The Seed Journey» erzählt Geschichten von Menschen, Natur und Zusammenhalt und stellt durch gezielte Fragen einen Bezug zur eigenen Lebenswelt her: Wo begegnen uns Samen im Alltag? Was wächst bei uns, und was braucht es, damit etwas gedeiht? Die Kinder handeln und tauschen Samen, die sie danach selbst säen als Symbol für Verantwortung und Hoffnung. Der biblische Bezug wird durch das Gleichnis vom Senfkorn hergestellt: Mit der Godly-Play-Methode erfahren die Kinder, wie aus etwas Kleinem etwas Grosses werden kann und was dies für ihr eigenes Leben bedeutet. Zum Abschluss gestalten sie ein Mandala aus Schweizer Naturmaterialien – ein gemeinsames Kunstwerk als Ausdruck der Verbundenheit mit den Menschen im Globalen Süden.
Autorinnen: Conny Fidalgo, Katechetin, Kriens, Littau-Reussbühl und Ana Fernandez Religionspädagogin, Leiterin Kirchliche Medien Luzern
Zyklus 2 – Mittelstufe
Vielfältiges Saatgut als Grundlage für unsere Zukunft
Bevor wir Getreide, Gemüse oder Obst ernten und essen können, müssen wir es zuerst säen und pflegen. In dieser Unterrichtseinheit für die Mittelstufe wird mit den Schüler:innen erarbeitet, wie grundlegend Saatgut für unsere Ernährung ist. Und weshalb vielfältiges Saatgut so wichtig ist für uns Menschen, für die Natur und für eine gerechte Welt.
Die biblische Geschichte von Josef zeigt, wie er mit einer klugen Planung dafür sorgte, dass in Ägypten genügend Vorräte vorhanden waren und dadurch alle unbeschadet durch die siebenjährige Hungersnot kamen. Dabei erfahren die Schüler:innen, dass Vielfalt und ein weitsichtiger und verantwortungsvoller Umgang mit Saatgut auch heute noch eine grosse Rolle spielen. Mit Geschichten, Bildern und kleinen Aktivitäten wird spielerisch erkundet, warum es so wichtig ist, verschiedene Samensorten zu säen und zu bewahren – für eine bunte, gesunde und gerechte Welt.
Die Lektion zeigt ausserdem, dass Vielfalt nicht nur in der Natur, sondern auch in unserem Leben und Glauben wertvoll ist. Am Ende verstehen die Schüler:innen, dass Josef durch seine Weisheit und Fürsorge ein Vorbild für uns alle sein kann.
Lasst uns gemeinsam entdecken, weshalb Wertschätzung von Vielfalt und Verantwortung wichtig sind – inspiriert von der biblischen Geschichte und der Kraft des Saatguts!
Autorinnen: Sabine Kutsch, Religionspädagogin BA und Nicole Serratore, Religionspädagogin BA, Baden-Ennetbaden
Zyklus 3 & 4 – Oberstufe
Spielerische Weltreise: von der Saat zur Ernte
Die Ressourcen unserer Erde sind knapp: Die Klimaerwärmung und die Kommerzialisierung des Saatguts verschlimmern die ohnehin schon schwierige Situation für viele kleinbäuerliche Familien in Südostasien, Afrika und Lateinamerika.
Das einfach umzusetzende Spiel «Von der Saat zur Ernte» macht diese Thematik für Kinder und Jugendliche erfahrbar: Auf einer Weltreise durch Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika stossen die Spielerinnen und Spieler auf die verschiedensten Herausforderungen, welche in der entsprechenden Region zu bewältigen sind. Und lernen nebenbei, warum die Monopolisierung des Saatguts durch Grosskonzerne den traditionellen Betrieben schadet. Oder sie erfahren, welchen Einfluss die Klimaerwärmung auf die Bewirtschaftung der Felder hat und durch welche Faktoren es zu Mangelernährung kommen kann.
Neben dem spielerischen Zugang zu diesen wichtigen Informationen sammeln die Jugendlichen auf ihrer Reise durch acht Länder das dort typische Saatgut, pflanzen es an und können im Verlauf des Spiels den gesamten Prozess vom Samen bis zur Ernte mitverfolgen und beeinflussen: Durch regelmässiges Bewässern der Felder wächst aus dem Samen ein Schössling, und der Schössling entwickelt Blüten und schliesslich Früchte.
Autoren: Philip Müller, Fachbereich Jugend und Familie und Simon Weber, reformierter Theologe, HEKS
Zyklus 4 – Oberstufe
Spiel: Erntest du, was du säst?
Jugendliche entdecken und erleben die Zusammenhänge von Landwirtschaft, Klimaerwärmung und wirtschaftlichen Interessen durch das spannende und lehrreiche Spiel «Erntest du, was du säst?». Dabei schlüpfen die Spielenden in die Rollen eines Konzernmanagers, einer Grossgrundbesitzerin, eines Kleinbauern und einer Kleinbäuerin. Alle haben ihre eigenen Ziele: Der Konzernmanager strebt nach Dividenden für seine Aktionär:innen, der Grossgrundbesitzer träumt von einem luxuriösen Leben, und die Kleinbäuerin kämpft um den Lebensunterhalt für ihre Familie.
Das Spiel ist flexibel anpassbar: Es kann mit 5 bis 21 Jugendlichen gespielt werden, und die Spielzeit variiert zwischen 45 und 135 Minuten, je nachdem, wie viele Runden gespielt werden. Die Komplexität lässt sich je nach Interesse und Können der Teilnehmenden erhöhen. In drei Phasen – Vorbereitung, Spiel und Reflexion – erleben die Spielenden hautnah die Herausforderungen und Entscheidungen, die in der realen Welt getroffen werden müssen.
Durch die Reflexionsphase wird das Erlebte diskutiert und reflektiert, sodass die Jugendlichen ein tieferes Verständnis für die Thematik entwickeln. «Erntest du, was du säst?» bietet eine wertvolle spielerische Lernerfahrung, die wichtige globale Themen aufgreift und interaktiv vermittelt.
Autor: Marek Stejskal, Spiel- und Religionspädagoge, Menzingen, Neuheim
Das «Escape Spiel», «KlimaDinner» oder das «EineWeltSpiel» ermöglichen einen spielerischen Zugang sowie konkrete Handlungsoptionen zu den Themen Energie, Agrarökologie und Klimagerechtigkeit.
Zusätzliche Materialien
Jugendmagazine zum Kampagnenthema
«jumi»-Ausgabe: «Schulgärten»
Im ostafrikanischen Land Kenia sind Gärten für Familien mit wenig Geld besonders wichtig: Selbst angebautes Obst und Gemüse ist günstig und sorgt für eine gesunde Ernährung. Im jumi erzählen kenianische Kinder aus ihrem Alltag und davon, wie sie in der Schule Gärten anlegen, pflegen und bepflanzen. Was sie dabei lernen, kommt auch zu Hause zum Einsatz. www.jumi.ch
Mit Tipps und Ideen für die Sammlung von Fastenaktion.
«Kiki»-Ausgabe Nr. 21 «Tägliches Brot»
Das Heft ist behutsam, informativ und kreativ rings ums «Unser Vater» konzipiert: «Unser tägliches Brot gib uns heute» beten wir in diesem Gebet; so auch Lina in unserer Geschichte. Sie erfährt, dass in armen Ländern Bauernfamilien manchmal kein Saatgut aufbewahren dürfen. So verschwindet die Vielfalt einheimischer Pflanzensorten. Das «tägliche Brot» gibt es oft nicht mehr. Wichtig ist: dagegen kann man etwas tun! Philip und Marlin aus Kenia erzählen, wie sich ihr Leben zum Guten wendete. www.kiki.ch
Links / Downloads
«TUT»-Ausgabe: «Garten für alle»
Ein winziges Korn fällt in die Erde – und daraus wächst eine Pfl anze. Doch nicht überall dürfen Menschen frei säen, was sie wollen. TUT zeigt, warum Saatgut wertvoll ist, Vielfalt wichtig bleibt und weshalb Konzerne nicht alles bestimmen dürfen. Kinder berichten von Gemeinschaftsgärten, vom Teilen und Ernten. Auch das Bild vom Senfkorn hat seinen Platz – als Zeichen für Hoff nung, Gerechtigkeit und eine bunte Zukunft. Das TUT-Heft zur
Ökumenischen Kampagne 2026 für Kinder von 10 bis 14 Jahren. Vorbestellungen via fastenaktion@tut.ch, Auslieferung ab Januar 2026, www.tut.ch
Kurzfilme zum Kampagnenthema
«Saatgut im Widerstand»
Alles begann mit einem Saatkorn, als sich eine Frau entschied, einen Samen zu behalten und einzupflanzen. Das hat die Welt verändert. Dieser kurze Animationsfilm zeigt eindrücklich, und doch einfach verständlich die Entstehung und Entwicklung unserer Landwirtschaft. Von den Anfängen vor über 10’000 Jahren bis zur Industrialisierung und den heutigen Herausforderungen für kleinbäuerliche Gemeinschaften.
Dokumentarfilm
Sprache: Deutsch mit französischen Untertiteln
Dauer: 3:48
Ab 9 Jahren
Hier finden Sie den Kurzfilm auf YouTube.
«Auch wir sind Saatgut»
Es geht um die Zukunft unserer Welt, die Zukunft aller Menschen. Mercia Andrews, Direktorin einer NGO in Südafrika triff t auf Julius Rampini, Biobauer aus Luthern/LU. Was verbindet die beiden? Wie verschieden sind ihre Lebensrealitäten? In diesem kurzen Dokumentarfilm kommen zwei sehr unterschiedliche Menschen zu Wort. Ihr Austausch regt an zur Reflexion darüber wie wir Nahrungsmittelproduktion verstehen und welche Hürden es zu überwinden gilt.
Dokumentarfilm
Sprache: Deutsch/Englisch mit deutschen Untertiteln
Dauer: 6:36
Für Jugendliche und Erwachsene
Hier finden Sie den Kurzfilm auf YouTube.
Links / Downloads
Spiele zum Thema Hunger frisst Zukunft
Wir bieten Ihnen fünf Spiele an, mit denen Sie sich mit dem Thema Hunger frisst Zukunft auseinandersetzen können.
Die Unterlagen der verschiedenen Spiele sind alle passwortgeschützt. Das Formular, um das Passwort anzufordern finden sie hier unten. Sobald Sie das Passwort erhalten haben, können Sie auf die hier hochgeladenen Unterlagen zugreifen. Wir freuen uns, wenn diese Spiele Ihren Unterricht oder Spielabend bereichern!
Klimadinner «Mord am Amazonas»
Die Mitspielenden schlüpfen in verschiedene Rollen. Ob Bürgermeister:in, Pfarrer:in, Polizei oder Zivilbevölkerung – alle verfolgen unterschiedliche Interessen, wenn es um 40 000 Hektar verpachtetes Land in Brasilien geht. Nach dem Spiel können dank dem Dokument «Fake and Facts» Bezüge vom Spiel zur Realität hergestellt werden.
Das Rollenspiel verläuft wie ein «Krimidinner» und kann während eines Abendessens oder aber mit ein paar Snacks und Getränken gespielt werden.
Escape Spiel
Schafft es Ihre Jugendgruppe, alle drei Rätsel zur Energieeindämmung in unter 60 Minuten zu lösen und die Mission «Escape the Climate Crisis» zu erfüllen?
Das Escape Spiel bietet den Jugendlichen konkrete Handlungsoptionen zu Energie und Klimagerechtigkeit und eignet sich daher gut als Einführung ins Thema.
Die Unterlagen zum Escape Spiel sind passwortgeschützt. Das Passwort dazu senden wir Ihnen gerne zu. Schicken Sie uns bitte einfach eine Mail an simon.weber@heks.ch. Sobald Sie das Passwort erhalten haben, können Sie Zugang auf die Unterlagen die hier hochgeladen sind.
EineWeltSpiel
Das EineWeltSpiel aus dem Jahr 2007 ist an vielen Orten noch im Umlauf. Aufgrund des Kampagnenzyklus zum Thema «Hunger frisst Zukunft» haben wir das Erweiterungsmodul «Unterernährung» mit Zahlen (2022) zur weltweiten Hungerslage überarbeitet. Sie finden es hier. Spiele können leider nicht mehr bestellt werden. Das überarbeitete Modul kann aber mit den bestehenden Utensilien gespielt werden.
Das Erweiterungsmodul zum vergangenen Zyklus «Klimagerechtigkeit» mit Angaben zum CO2-Ausstoss (Daten aus 2020) finden Sie hier.
Wenn der Hunger die Zukunft wegfrisst
Das Spiel dient als Einstieg ins Thema «Hunger» und will «emotional aufwecken». Es verdeutlicht, dass Menschen im Globalen Süden dieselben Lebensträume haben wie wir im Norden. Es führt auf eindringliche Art und Weise vor Augen, dass bei anhaltendem Hunger die Lebensträume dieser Menschen zerstört werden. Ein Würfel symbolisiert, dass Hunger nicht selbstverschuldet ist, sondern äussere, oft menschgemachte Umstände wie Armut, Kriege und Naturkatastrophen Hunger verursachen.
«High Five» für eine Welt ohne Hunger
Eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn wir uns gegenseitig proaktiv und aus eigener Initiative unterstützen. Eine westlich demokratische Gesellschaftsstruktur verweist explizit auf das solidarische Verhalten mit schlechtergestellten Menschen und baut auf die Menschenrechte auf. Das «High Five»-Spiel thematisiert die Passivität vieler Menschen durch Spielkarten mit «faulen» Ausreden. Die Spielenden bewegen sich frei wie auf einem Bazar und tauschen Karten miteinander. Ziel des Spiels ist es, eine Serie von fünf Karten mit vordefinierten Lebenshaltungen zu sammeln. Der Sieg wird durch einen sichtbaren «High Five»-Handschlag gefeiert.
Spiel-Unterlagen bestellen
Kontakt
Simon Weber
Fachverantwortlicher Theologie, Katechese und Sensibilisierung, HEKS
078 739 58 53