Handlungsfähig

Er kann nichts mehr tun. Die Hände sind gefesselt, und die grausamen Qualen führen zu seinem Tod. Die um ihn herum können nichts mehr tun. Doch ihre Hände sind frei, und einige von ihnen bleiben handlungsfähig. Sie reichen ein Schweisstuch. Sie helfen tragen, wenn auch dazu gezwungen. Sie harren in der Nähe aus. Sie nehmen den Leichnam vom Kreuz. Sie legen ihn in ein Grab und planen, baldmöglichst mit Salböl dorthin zurückzukehren.

In aller Ohnmacht bleiben dennoch Handlungsmöglichkeiten: das Licht auf dem Fenstersims, die Briefaktion für politisch Gefangene, das Schweigen mit andern im «Cercle de Silence», das unbeirrte Erinnern und Sich-Informieren, die gelesenen Namen der Ertrunkenen, die aufgestellten Mahnmale, die gestammelten Gebete und die lancierten Initiativen.

Dableiben, auch wenn es zum Davonlaufen ist. Nichts mehr tun können und doch handlungsfähig bleiben.

Was bedeutet der Karfreitag?

Am Karfreitag (althochdeutsch kara: Klage, Kummer, Trauer bzw. latein carus: lieb, gut, teuer) stehen die Folterung und der Tod von Jesus am Kreuz im Zentrum. Gerade in der reformierten Tradition gilt der Tag als Busstag. In gewissen katholischen Regionen (Wallis und Tessin) ist Karfreitag kein Feiertag.

Der Karfreitag kann so gedeutet werden, dass Jesus durch den Tod am Kreuz freiwillig die Sünden aller Menschen auf sich nahm. Durch seine Auferstehung an Ostern werden allen Menschen die Sünden vergeben und sie dürfen auf ein ewiges Leben nach dem Tod hoffen. Andere Deutungen sagen, dass Jesus nicht auf diese Art und Weise für die Menschen und deren Sünden hätte sterben müssen. Dieser Tod war vielmehr die Konsequenz seiner radikalen Botschaft, für die Jesus bis zum Schluss einstand: Die Liebe Gottes zu seinem Sohn und den Menschen lässt sich nicht mit Gewalt und Tod aufhalten.